24.10.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Hotel und Luxusautos nur zum Schein gekauft

Bielefelder soll Chef einer Betrügerbande sein

Bielefeld (WB/ewp). Die Polizei hat gestern im Hotel »Europäischer Hof« in Köln den mutmaßlichen Chef einer Betrügerbande festgenommen. Es handelt sich um den 48 Jahre alten Adil A. aus Bielefeld.

Adil A. besitzt die türkische und die deutsche Staatsbürgerschaft. Nach Angaben der Polizei wird der Bande vorgeworfen, seit 2002 in Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Niedersachsen in 30 Fällen Auto- und Immobiliengeschäfte über Scheinfirmen abgewickelt zu haben. Der Schaden soll sich auf mehrere 100 000 Euro belaufen.
Bei einer Razzia stellte die Polizei gestern in dem Zwei-Sterne-Hotel (27 Betten) in der Kölner Innenstadt, in einer Wohnung an der Stralsunder Straße in Bielefeld und in Verden (Niedersachsen) umfangreiches Beweismaterial sicher. Außer Adil A. wurde in Verden ein 67 Jahre alter weiterer Tatverdächtiger festgenommen. Ob gegen das Duo Haftbefehle erlassen werden, werde sich heute entscheiden, teilte die Polizei mit. Zu den Tatverdächtigen zählen auch die Ehefrauen (36 und 44 Jahre alt) des Bielefelder und des 67-Jährigen. Ein weiteres Bandenmitglied (56) sitzt bereits seit Monaten in Untersuchungshaft.
Die Bandenmitglieder sollen als sogenannte »Kaufnomaden« Luxusimmobilien im Wert von sechs Millionen Euro erworben haben. Nach Eintragung der Auflassungsvormerkungen im Grundbruch zahlten sie aber nicht, sondern nutzten die repräsentativen Gebäude bis zur Rückabwicklung des Kaufes als Wohnsitz und Niederlassung für ihre Scheinfirmen. Auf diese Weise war auch der »Europäische Hof« in Köln erworben, das Hotel weiter betrieben und die Einnahmen kassiert worden.
Ferner waren von der Bande bei Autohändlern Sportwagen, Luxuslimousinen und Lastwagen bestellt, aber nicht bezahlt worden. Teure Autos, die die Beschuldigten bis zur Lieferung der bestellten Autos erhielten, wurden nach Angaben der Polizei unterschlagen oder beschädigt zurückgebracht.
Die Bande habe ihre Betrügereien begangen, um ein Luxusleben führen zu können, sagte gestern ein Behördensprecher.

Artikel vom 24.10.2006