04.11.2006
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Der Spieler durchforstet Myrtana und genießt seine spielerische Freiheit: Ob er für die Orks kämpft, sich zu den Assasinen bekennt oder lieber mit Nordmannen wandert - jeder entscheidet selbst, wohin ihn seine Gesinnung trägt.
Ein stark erweitertes Charaktersystem lässt Spielern völlige Freiheit, ihren Helden zu formen. Ebenso beeinflussen alle Aktionen in der lebendigen Spielwelt den Geschichtsverlauf - wer sich in allzu finstere Ecken traut, büßt seinen Mut vielleicht mit dem Leben. Passend zu den vielen Optionen und Möglichkeiten bietet der neue Teil drei alternative Enden.
Sechs Fraktionen leben in Gothic 3 nach eigenem Kulturverständnis, Regelwerk und kennzeichnender Gesellschaftsstruktur. Gegenüber dem Vorgänger wuchs »das Spielfeld« um das Vierfache an. Mehr als 20 Städte und Dörfer, mehrere 100 Figuren und 50 Tier- und Pflanzenarten beleben die Spielwelt. Mit gut 50 Zaubersprüchen, 100 Waffen und zahllosen Flüchen zocken sich Vollbluthelden durch komplexe Quests.
Neue Kampftechniken gehen flüssig von der Hand, zum Beispiel Kampf mit zwei Schwertern, Gruppenangriff oder Schildverteidigung. In der Praxis geraten die Nahkämpfe aber leicht zu reinen Klickorgien. Oder ein Held in strahlender Paladin-Rüstung scheitert an einem armseligen Wolf, weil dessen Angriffsstakkato nicht zu unterbrechen ist. Sehr effektiv: Der verbesserte Einsatz des Bogens, komplett mit Zielhilfe und ballistisch fliegenden Pfeilen.
Die generalüberholten Menüs bieten direkten Zugriff auf Ausrüstung, Fertigkeiten, Charakterwerte, Weltkarte sowie Quest-Buch. Vertraut bleibt der ungeschminkte Charme der Gothic-Serie: Morsche Hütten, knarzende Bäume - Wanderer durch Myrtana fühlen sich frei und ungebunden in einer authentischen Welt. Wer die ganze Grafikpracht genießen will, braucht allerdings einen leistungsstarken Rechner: Auf einem Pentium 4 mit 3,2 GHz, zwei MB Ram und einer Geforce 7800 GT-Grafikkarte ruckelt das Spiel selbst in mittleren Einstellungen noch, ist aber gut spielbar. Zu den vielen »Bugs« zählen lange Ladezeiten, Grafikfehler, fehlende Kollisionsabfragen (Spielfiguren verschwinden einfach in Wänden), KI-Aussetzer und das trotz eines, noch zum Veröffentlichungstermin nachgereichten, ersten Patches. Gothic verlangt Nervenstärke vom Spieler. Und Orientierungsvermögen, denn Quests werden nicht in der Karte eingetragen.
Nerven scheinen viele Spieler zu haben: Gothic 3 stürmte die deutschen Charts: Platz eins für die Standard-, Platz zwei für die Spezial-Edition.
Trotz aller Schwächen lässt Gothic die Hochglanzkonkurrenz »Oblivion« blass aussehen - es fühlt sich einfach besser, weil lebendiger an. Also: kaufen und auf den nächsten Patch hoffen.
Artikel vom 04.11.2006