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Bert van Marwijk
muss gewinnen

Dortmund ist kein »Debattierclub«

Dortmund (dpa). Jeder gegen Jeden. Bei Borussia Dortmund knistert vor dem DFB-Pokalspiel heute gegen Hannover 96 (19.30 Uhr) die Luft. Dortmunds Trainer Bart van Marwijk: »Ich tue mein Möglichstes.«
Verbale Scharmützel sorgen für eine bedenkliche Außendarstellung. Kaum sind die gröbsten finanziellen Sanierungsarbeiten abgeschlossen, gibt es andere Groß-Baustellen. Nach dem x-ten Krisengespräch zwischen Trainer, Mannschaft und Vereinsführung fand Sportmanager Michael Zorc deutliche Worte: »Wir brauchen keinen Debattier-Club. Ich will nichts mehr hören, sondern gegen Hannover eine Reaktion sehen.«
Ein Erfolg gegen die Norddeutschen in der 2. Pokalrunde tut Not. Längst ist die Geduld der Fans mit der Borussia aufgebraucht. Vor allem Trainer Bert van Marwijk, der den Club in den zurückliegenden Zeiten mit drohender Insolvenz vor einem sportlichen Absturz bewahrte, gerät immer mehr in Erklärungsnot. Weder beim Publikum, noch innerhalb der Mannschaft und der Vereinsführung ist der Niederländer unumstritten. Der Coach spürt den wachsenden Druck: »Ich tue mein Möglichstes. Wenn das nicht reicht, gehe ich nach Hause.«
Treueschwüre für ihn sollen zur Entspannung beitragen, klingen aber wenig überzeugend: »Es gibt keine Siegen-oder-fliegen-Konstellation. Ich habe Vertrauen, dass die sportliche Seite das Problem löst,« sagte Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke.
Die laut Sportdirektor Zorc »jämmerlichen Erklärungen« einiger Spieler für den peinlichen Auftritt gegen Bochum brachten das Fass zum Überlaufen. Schon vorher hatten anonyme Klagen von Profis über die Ungleichbehandlung des Trainers das Klima vergiftet. Nur ein Sieg über Hannover kann die Wogen glätten und van Marwijk vorerst vor weiteren Diskussionen bewahren. »Wir sollten vielleicht mal die Klappe halten und uns auf unsere Arbeit konzentrieren«, empfahl Angreifer Alexander Frei. Außenverteidiger Dede stellte eine Rehabilitierung in Aussicht: »Wir sind nicht so schlecht, wie die Leute glauben.«
Das soll auch für die VfL's aus Bochum und Wolfsburg gelten, die heute ebenfalls auf dem Pokal-Prüfstand stehen. Die Bochumer haben es mit dem Zweitliga-Spitzenteam des Karlsruher SC zu tun, Wolfsburg erwartet Freiburg. Trainer Klaus Augenthaler: »Weiterkommen ist für uns Pflicht.«

Artikel vom 24.10.2006