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Köln will es den Fans
und Schalke zeigen

Latour könnte jetzt einen großen Sieg vertragen

Von Friedrich-Wilhelm Kröger
Köln (WB). Dabei hatte es doch so gut angefangen. Der 1. FC Köln legte mit zwei Siegen, sechs Punkten und sieben Toren los. Da grüßte der domhohe Favorit der zweiten Fußball-Liga gleich von der Spitze weg.

Mittlerweile sind die Geißböcke aber großflächig überholt worden. Im Norden von Rostock, im Westen von Duisburg, im Süden von Karlsruhe und im Südwesten von Kaiserslautern. Platz fünf, den der FC nach acht Runden belegt, kann nicht einmal die erstaunliche Erfolgsdefinition erfüllen, mit der der Trainer in der vergangenen Woche überraschte. Platz vier sei doch auch etwas, sagte Hanspeter Latour und trat damit mit höchster Präzision ins Fettnäpfchen.
Als Vierter ist ja wohl noch niemand aufgestiegen, nichts anderes wird hingegen verlangt vom »Bergdoktor« und seiner nervös gewordenen Mannschaft. Die musste zuletzt schon froh sein, bei der biederen SpVgg Unterhaching zumindest eine Nullnummer zu Stande gebracht zu haben. In der Saison-Vita stehen schließlich auch schon so Ergebnis-Finsterlinge wie ein 2:3 in Jena oder ein 0:2 in Paderborn. Vielleicht fügt es sich gut, dass die Kölner heute Abend im Pokal gegen Schalke spielen können. Das macht doch viel mehr Spaß und müsste ihnen eigentlich auch besser liegen.
»Wenn wir gewinnen, gibt uns das einen Schub«, verbindet auch Latour mit dieser Partie (20.30 Uhr/ZDF) die Hoffnung, endlich den wahren FC zu erleben - der es den eigenen Fans und dem Gegner ordentlich zeigt. Besteht Köln diesen »erstklassigen« Test gegen den alten West-Rivalen, könnte das Selbstvertrauen sprunghaft steigen. Damit ist es nicht zum Besten bestellt, nachdem die auf vielen Positionen umbesetzte Elf auswärts Schwächen offenbart, seit der schweren Verletzung von Torjäger Patrick Helmes nicht mehr trifft und vor allem unter dem immensen Druck leidet, dass ihr jedes Mal ein Kantersieg abverlangt wird. Besser wäre, wenn auch die Schwindelerreger im Umfeld ganz schnell zur Einsicht kommen: andere wollen bestimmt auch rauf, und zum Spaziergang taugt diese zweite Liga nicht.
Klar ist aber auch, dass Trainer Latour gerade jetzt einen großen Sieg gebrauchen kann. Fest im Sattel sitzt der bisweilen eigenartig entscheidende Eidgenosse nicht mehr. Dazu muss der Betrachter nur in das griesgrämige Gesicht blicken, mit dem Präsident Wolfgang Overath die Spiele verfolgt. Der schlechte Fußball sei ihm unerklärlich, maulte der betroffene Boss. Und wenn er was von Platz vier hört, wird ihm schlecht.
Schon gibt es Gerüchte, dass der ehemalige FC-Assistenz- und frühere Paderborner Cheftrainer Jos Luhukay zurückkehrt, wenn Köln nicht bald die Kurve kratzt. Darum könnte der Pokalkampf gegen die Königsblauen auch ein kleines Trainerspiel sein. Ein zweites schließt sich an: Sonntag kommt Rostock zum Ligaspiel. Hansa ist dort, wo Köln hin will. Ganz oben.

Artikel vom 24.10.2006