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Kleinodien in klanglicher
und lichter Durchzeichnung

Jubiläums- und Abschiedskonzert des Motettenchores

Von Uta Jostwerner
Bielefeld (WB). Neues entsteht (siehe Bericht zum Unichor), Bewährtes geht. Letzteres trifft auf den Motettenchor zu, der sich in seinem 25. Jubiläumsjahr mit einem Konzert in der Stiftskirche von seinem Publikum verabschiedet hat. Dies in solch klanglich-lichter Durchzeichnung, dass man die Auflösung des von Hartmut Ernst geleiteten Chores nur bedauern kann.

Am Rande war zu erfahren, dass Chorgründer Ernst den Taktstock niederlegt und ein Nachfolger offenbar nicht in Sicht ist. So wird im Bereich der Pflege kirchenmusikalischer Kleinodien wohl eine Lücke bleiben. Die Zuhörer schätzen den Chor und kamen zahlreich, um sich noch einmal von dem weiten Repertoire und dem gesungenen Gotteslob berühren zu lassen. Mit Johann Rosenmüllers Vertonung des 138. Psalms für Soli, zwei Violinen, Chor und Generalbass eröffneten die Ausführenden in bekennend atmender Klangrede, um die folgenden Sätze aus der »Missa Sancti Dominici« von Johann Caspar Ferdinand mit tänzelnder Leichtigkeit (im Kyrie) und einem von Innigkeit getragenen Gloria zu beschließen. An späterer Stelle wurde das Werk um Credo, Sanctus, Benedictus und Agnus Dei mit Galanterie komplettiert.
Vom Primgeigen-umspielten Lobgesang Heinrich Schützens führte ein Zeitsprung von 400 Jahren zu Urmas Sisasks (geb. 1960) »Benedicamus« und »Laudate Dominum« für vierstimmigen Chor a cappella, die in ihrer klaren Stimmführung und Transparenz sowie dynamisch aufgefächerten Echokunst sehr für sich einnahmen. Als wahre Repertoire-Entdeckung kann Sisasks »Oremus« bezeichnet werden, ein dynamisch anschwellendes Chorwerk, das sich aus langen Haltetönen aufbaut und eine meditativ-sakrale Stimmung beschwört. Ein »Pater noster« von Strawinsky und ein weitere, kunstvoll gewirkter Lobgesang von Schütz galt es zu bewundern, ebenso eine Triosonate für zwei Violinen und Generalbass von Georg Friedrich Telemann, die in Vitalität und Frische, Verve und Geschmeidigkeit erklang. Als kongeniale Partner empfahlen sich Sabine Szameit (Sopran), Eike Tiedemann (Alt), Hermann Munkelt (Tenor), Siegfried Westenfelder (Bass), Burkhard Schmilgun und Simone Giesinger-Hirn (Violinen), Jakob Ernst (Cello), Nicola Fienhold-Kämper (Kontrabass) und Barbara Jansen (Orgel).

Artikel vom 24.10.2006