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Freisinger Asam-Fresken
erstrahlen in neuem Glanz
Dom wird nach langen Sanierungsarbeiten feierlich wiedereröffnet
Für den Papst wurde natürlich eine Ausnahme gemacht: Benedikt XVI. durfte bei seinem Bayern-Besuch im Freisinger Dom Gottesdienst feiern, obwohl die feierliche Wiedereröffnung nach der Renovierung erst Ende November geplant ist.
Beim Korbiniansfest gehen für die Freisinger nun zwei lange Jahre zu Ende, in denen ihr Dom für die Öffentlichkeit geschlossen blieb und die Handwerker dort das Sagen hatten.
Der Heilige Korbinian sieht beseelter aus denn je, das dralle Fleisch der Engel schimmert zartrosa im Morgenlicht, und selbst der Teufel wirkt festlich gestimmt. Nach den langen Sanierungsarbeiten erstrahlten die berühmten Fresken der Gebrüder Asam im Freisinger Dom pünktlich zum Besuch von Papst Benedikt XVI. in neuem Glanz - ein Glanz, der schon Stunden vor dem Eintreffen des Kirchenoberhaupts die etwa 500 versammelten Ehrengäste in Hochstimmung versetzte und für großes Lob sorgte. Bald nun dürfen auch die Bürger wieder das Gotteshaus betreten.
Den Auftakt zu den Feierlichkeiten bildet am 24. November die Lichterprozession zum Dom mit einem ökumenischen Vespergottesdienst. Am 25. November findet um 10 Uhr der Festgottesdienst zur Wiedereröffnung des Doms mit Friedrich Kardinal Wetter statt, um 15 Uhr wird die Korbiniansvesper gefeiert, in deren Rahmen die Reliquienprozession und Kindersegnung im Kreuzgang und im Dom stattfinden.
Von 12 bis 15 Uhr findet auf dem Domberg das »Fest der Begegnung« statt. Ab 13 Uhr werden Führungen angeboten. Um 13.45 Uhr kommen im Diözesanmuseum die Kinder zu ihrem Recht, wenn »Das Leben des heiligen Korbinian.« als Puppenspiel aufgeführt wird.
Das Korbiniansfest lockt jedes Jahr zahlreiche Pilger aus der ganzen Welt in den Freisinger Dom. Der Schrein des Heiligen Korbinian, der in der Krypta des Domes unweit der berühmten Bestiensäule steht, wird außer bei der jährlichen Priesterweihe nur bei diesem Fest in den Kirchenraum gebracht. Am Wochenende vor dem Korbiniansfest kommen tausende Jugendliche aus ganz Bayern und auch weit über dessen Grenzen hinaus auf dem Domberg zusammen, um dort gemeinsam das Jugendkorbiniansfest zu feiern.
Freising bekommt seine große Touristenattraktion aber nur teilweise zurück. Denn das Großprojekt »Domrestaurierung« ist noch nicht abgeschlossen. Seit 1994 sind die Arbeiten bereits im Gange, die mit Außeninstandsetzung und der Erstellung einer Musterachse für die Innenrestaurierung und Brandschutzmaßnahmen begannen. Umfangreiche Schäden durch Feuchtigkeit wie Fleckenbildungen, Mikroorganismusbefall, Abplatzungen, Salzausblühungen und pulverisierende Malschichten erforderten eine Restaurierung der Fresken.
Nun ist der Teilabschnitt »Raumschale und Stuck« der Innenrestaurierung abgeschlossen. Als nächstes steht die Restaurierung der Altäre an. Während dieser Phase bleibt der Dom aber für Gläubige und Touristen geöffnet.
Der Freisinger Dom ist eng mit der Laufbahn von Papst Benedikt XVI. verbunden. Hier wurde er vor 55 Jahren zusammen mit seinem Bruder Georg zum Priester geweiht. Auf dem mons doctus, dem Lehrberg der Stadt, trat er als 18-Jähriger ins Erzbischöfliche Klerikalseminar ein, an der damaligen Philosophisch-Theologischen Hochschule unternahm er erste Lehrversuche. Mit seinen Eltern wohnte er in einem lauschigen Winkel des Dombergs, und später weihte er als Münchener Erzbischof selbst Priester in der Kathedrale.
Das ursprünglich romanische, 1723/1724 von Cosmas Damian und Egid Quirin Asam barockisierte Gotteshaus wurde als Abbild des himmlischen Hochzeitssaales geschaffen. Die Menschen, welche zu Gebet und Gottesdienst in den Dom kamen, oft genug aus den Sorgen und Mühsalen ihres Lebens, sollten etwas erspüren von dem, was ihnen verheißen ist, nämlich einmal bei Gott zu sein. Die verspielte Pracht des Doms zielt schon stark ins Rokoko.
Die Kirche beeindruckt trotz ihres Stilmixes. Auch die Gotik hat den Dom im Stil ihrer Zeit ausgestaltet. Hervorragende Arbeiten aus dieser Zeit sind das Chorgestühl im Presbyterium und die Beweinungsgruppe in der Apsis des linken Seitenschiffes.
Nach 1624 sollte der Dom dann der Formenklarheit der neuzeitlichen, durch die Renaissance geprägten Stilideale entsprechen. Ausgerichtet ist er auf das Hochaltarbild des damals größten Malers Peter Paul Rubens.
Das Dombergmuseum gehört zu den wichtigsten sakralen Touristenattraktionen Europas. Es ist nach den Vatikanischen Museen in Rom das zweitgrößte kirchliche Museum der Welt und bietet regelmäßige, viel beachtete Ausstellungen zu sakraler Kunst aus allen Epochen.
Freising, seit vielen Jahren übrigens die Stadt mit der niedrigsten Arbeitslosenquote in Deutschland, hat aber noch mehr zu bieten. Auf einem weiteren Hügel der Stadt befand sich 811 bis 1803 das Benediktiner-Kloster Weihenstephan, von dem nach der Säkularisierung die älteste Brauerei der Welt blieb. Thomas Albertsen

Artikel vom 04.11.2006