25.10.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Der Außenseiter fühlt sich wohl

DFB-Pokal: SC Paderborn 07 will die Serie des 1. FC Nürnberg brechen

Von Peter Klute
Paderborn (WB). »Pokalduelle erste gegen zweite Liga sind nicht ohne«, sagt Roland Seitz. Doch gerade für den Trainer des SC Paderborn 07 gibt es vor dem Zweitrundenspiel im DFB-Pokal gegen den 1. FC Nürnberg (Anstoß: heute, 19.30 Uhr, Hermann-Löns-Stadion) noch genug andere Gründe, die die Brisanz erhöhen.

»Ich kenne in dem Verein viele Leute, habe aber keine besondere Beziehung zum Club. Ich bin da emotionslos«, schwächt Seitz ab. Ein ganz normales Spiel ist es für ihn trotzdem nicht. Nur 40 Kilometer sind es von seinem Wohnort Neumarkt bis Nürnberg, vor zwei Jahren wäre er fast Trainer der Club-Amateure geworden und sein Sohn Sven kickt für die A-Junioren des neunmaligen Deutschen Meisters in der Bundesliga. Familienstreit wird es im Fall eines Paderborner Weiterkommens aber nicht geben: »Mein Ältester hat mir eine SMS pro Papa geschickt. Er drückt uns die Daumen.«
Unterstützung können Seitz und die Seinen gebrauchen. Neben Liga-Kollege Eintracht Frankfurt sowie den Zweitligisten Hansa Rostock und Karlsruher SC sind die Nürnberger eine von vier Profi-Mannschaften, die in der laufenden Saison noch nicht verloren haben. Die »Clubberer« sind gar seit zwölf Pflichtspielen ungeschlagen, die letzte Niederlage gab es am 22. April (1:2 in Dortmund). Allerdings warten die Franken seit sechs Partien auf einen Sieg.
Der Respekt von Seitz ist dennoch riesengroß, entscheidenden Anteil daran hat sein Kollege auf der Bank: »Seit Hans Meyer da ist, hat sich die Mannschaft wahnsinnig entwickelt.« Der Gelobte gibt die Komplimente gerne zurück, nachdem er den SCP mehrfach beobachten ließ: »Paderborn hat durchweg überzeugt und beim Sieg gegen Köln sogar imponiert. Die Mannschaft spielt überraschend konstant und wir treten mit viel Respekt und Hochachtung an. Wenn wir ausscheiden, wäre das kein Wunder, sondern lediglich eine kleine Überraschung.«
Zumal die Ostwestfalen mit dem späten Punktgewinn in Essen reichlich Selbstvertrauen getankt haben: »Diesen Wind wollen wir mitnehmen. Ich bin froh, dass wir für die gute Leistung ab der 30. Minute doch noch belohnt worden sind. Wir haben uns viele Torchancen erarbeitet und richtig gut Fußball gespielt«, sagt Seitz, dem die Favoritenrolle des Gegners gelegen kommt: »Das ist ähnlich wie gegen Köln. Jeder rechnet damit, dass wir ausscheiden, und wir haben gegen Köln bewiesen, dass wir uns als Außenseiter wohl fühlen und damit sehr gut umgehen können.«
Der Pokal ist gut fürs Image und bringt Geld, Priorität genießt aber die Meisterschaft. Angesichts des strammen Programms der nächsten Wochen will Seitz dem einen oder anderen Stammspieler eine schöpferische Pause geben. »Es ist mir zu riskant, immer mit der gleichen Elf zu spielen. Unsere Aufgaben werden immer schwerer, die Gegner immer besser.« Erste Kandidaten für eine Auszeit sind wohl David Fall und Erwin Koen. Markus Krösche und Mehmet Dragusha heißen hier die ersten Alternativen. Fest steht, dass Jérôme Colinet den gesperrten Andrew Sinkala ersetzt und Thomas Bröker erneut für den weiter verletzten Kapitän René Müller stürmt.

Artikel vom 25.10.2006