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Nur wenig Muskelkater

Ingmar Lundström ein überglücklicher »Eisenmann«


Bielefeld (WB/jm). Am Tag danach meldete er sich telefonisch mit einem fröhlich-melodiösen »Aloha aus Hawaii«. Die sportliche Vita von TSVE-Triathlet Ingmar Lundström ist seit dem 21. Oktober um einen ultimativen »Titel« reicher: Mit Fug und Recht und Stolz darf sich der 34-Jährige fortan als Eisenmann wähnen. Chapeau, wie unbeeindruckt und souverän Lundström seine Langdistanz-Premiere abspulte und die offizielle Weltmeisterschaft auf einem imponierenden 151. Rang beendete (wir berichteten gestern).
Als Lundström nach 9:30:58 Stunden - Platz 33 in der Altersklasse 30-34 - die Ziellinie am berühmten Alii Drive in Kailua Kona überquerte, verspürte er »ein richtig gutes Glücksgefühl. Ist doch nicht schlecht fürs erste Mal«. Sein durchtrainierter Körper rebellierte nicht. »Ich habe erstaunlich wenig Muskelkater. Die Schmerzen sind über Nacht weggegangen,« ließ der Filialleiter des Active-Sportshops Gütersloh zufrieden wissen.
Allerdings litt er auf den abschließenden drei Marathonkilometern unter starken Krämpfen in den Waden. Seine Laufzeit von 3:18:32 Stunden war trotzdem die 36.-beste im gesamten Feld. So konnte er per pedes noch insgesamt 82 Gleichgesinnte überholen.
Die Naturgewalten meinten es am Wettkampftag gut mit den Schwimmradläufern. Der Backofen glühte nicht. Die Witterungsbedingungen auf Hawaii waren »relativ gut«, so Lundström, der Kohlehydrate, Mineralstoffe und Salz en masse zu sich nahm. Weder litten die Triathleten unter ausgeprägter Hitze (es mochten mäßige 30 Grad Celsius gewesen sein), noch stellten sich die gefürchteten Mumuku-Fallwinde ein. »Bloß am Ende der Radstrecke gab's einen Platzregen.«
Apropos: Die einsame Rad(tor)tour de Big Island auf dem Queen Kaahumanu Highway, vorbei an endlosen schwarzen Lavafeldern, bestätigte jene Erwartungen, die Ingmar Lundström im Vorfeld gehegt hatte. »Das war langweilig. Nur treten, treten, treten. Es gab keine Orientierungspunkte.« Die Worte »good job« vernahm Lundström von Zuschauern wohl hundertmal. Der Isselhorster musste hier früh ans Limit gehen. Die 5:04:57 Stunden im Sattel, allein mit sich, seien »mehr an die Psyche gegangen.« Überhaupt wolle er diesen Ironman weniger als sportlichen Triumph werten, sondern vielmehr mit einem Gefühl von Demut als wertvolle »Lebenserfahrung« einordnen. Hawaii: Ein Mythos, ja. Aber: »Das wird niemals ein Wettkampf werden, den ich lieben könnte.«
Gleichwohl bereitete ihm die erste Hälfte des Marathons »viel Spaß«, ehe »nur Lava, nur Straße, nur Sendemasten« das Vergnügen ein bisschen trübten.
Zurück in Ostwestfalen, wird er die Geschichte dieses Tages ausführlich erzählen. Ab sofort ist freilich »richtig Urlaub« angesagt und wird der Zauber des hawaiianischen Archipels inmitten des Nordpazifiks zwanglos genossen, auch fern von tropischen Stränden. Als »Aperitif« gab's am Sonntag eine Party auf einem Riesenboot. Der Eisenmann wird sich auf Maui den Luxus gönnen, »mal ohne schlechtes Gewissen auf die Speisekarte zu gucken.« Vielleicht wählen sich die Lundströms ja fangfrischen Mahi-Mahi oder einen Abstecher nach Paia in die »Wunderbar« - dort gibt's deutsches Bier vom Fass.

Artikel vom 24.10.2006