23.10.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Manfred Rommel

»Eher legt ein Mops einen Wurstvorrat an, als dass Politiker auf Ausgaben verzichten, auch wenn kein Geld da ist.«

Leitartikel
Schluss-mit-lustig-Proteste


Von der
Deutschland AG zur Ratlos-WG


Von Rolf Dressler
Das Millionenheer fröhlicher Deutschlandfahnen-Schwenker aus dem heiteren Fußball-Weltmeisterschaftssommer 2006 verblasst zusehends. Wäre da - als Zusatzgeschenk - nicht der noch immer wunderbar sonnenmilde September- und Oktober-Herbst, Land und Leute würden den allgemeinen Befindlichkeitsumschwung unter regenverhangenem Himmel weit stärker empfinden, als dies bislang der Fall ist.
Kein Zweifel, nicht erst die schrillen Straßenproteste vom Wochenende geben Kunde davon, dass sich offenbar weit mehr zusammenbraut als nur ein mittleres Allerweltstief, das schon bald weitergezogen sein wird. Die donnernden Reden wider »die da oben« in Berlin dürften mit hoher Wahrscheinlichkeit zu einer ständigen Einrichtung werden. Zwar stehen Wut und Zorn einer sachgerecht-nüchternen Beurteilung diametral entgegen. Aber wenn die Volks- und Funktionärsseele so richtig hochkocht, werden einsame Rufer, die zur Mäßigung mahnen, eben kaum mehr gehört.
Zudem gießen die Verkünder immer neuer Hiobsbotschaften an beinahe jedem neuen Tag neues Öl ins Feuer. Siehe Siemens/BenQ. Siehe Airbus. Siehe die unter enormem Wettbewerbsdruck schwer rudernde Deutsche Telekom. Gleich im Dutzend-Tausender-Schocktakt alarmiert das Management riesige Belegschaften mitsamt deren Familien. Wie hypnotisiert rechtfertigen die »Globalisierer« in den Führungsetagen der »Multis« und sonstigen Unternehmensriesen eine um die andere (Massen-)Entlassungswelle.
Und diejenigen, die es trifft oder demnächst treffen könnte, ballen ohnmächtig die Fäuste in den Taschen. Anderes bleibt ihnen nicht übrig angesichts der Sackgassen, in denen die Massenarbeitslosigkeit seit nun schon zwei Jahrzehnten praktisch nur noch hin und her verwaltet wird - weil der hohen Politik, allen Sonntagsbekundungen zum Trotz, nichts Nutzbringendes mehr einfällt.
Abhilfe bringen nicht einmal die immer neuen Rekordausgaben für soziale Zwecke. Schon witzelt der köstlich humorige Satiriker Hans Zippert in der »Welt«,
- in Notnagelmanier könne Vater Staat gegebenenfalls auch noch das Brandenburger Tor verscherbeln; Nordkoreas Diktator Kim Jong Il sei schon ganz wild darauf, es an der Grenze zu Südkorea aufstellen zu lassen.
- Den Ostteil des mit 60 Milliarden Euro verschuldeten Berlins werde der Schluss-mit-lustig-Bürgermeister »Wowi« alias Klaus Wowereit schon recht bald an Putin-Russland zurückschenken.
- Die ohnehin völlig unrentable und überteuerte Politikproduktion im Bundestag sollte nach Indien ausgelagert werden.
- Und um auch noch die aller- letzten Einsparreserven auszuschöpfen, könnten Horst Köhler, Angela Merkel und Klaus Wowereit am besten schon im November eine bescheidene gemeinsame Etagenwohnung beziehen...
Von Gerhard Schröders flotter »Deutschland AG« geradewegs zur Ratlos-WG? Muss das sein?

Artikel vom 23.10.2006