28.10.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Mit dem Skateboard
durch ganz Deutschland
Für vier Espelkamper Jungs ist die Trendsportart immer die Nummer 1
Sie haben ihr Skateboard immer dabei - die vier Jungs aus Espelkamp im Kreis Minden-Lübbecke. »Ist ja schließlich auch viel schneller als Gehen«, berichtet Dietrich Friesen und lacht dabei.
Im heimischen Skate-Park an der Schule springen sie über Hindernisse und üben ihre Tricks, im Urlaub kaufen sich Mirco Stickan (18), Stephan Fröhlich (17), Dietrich Friesen (19) und Sascha Lepp (16) häufig ein Ferienticket. Und dann geht es mit Bahn und Board in die »Skater-Hochburgen«.
»Das Skaten ist mehr als ein Sport oder Hobby, es ist ein Lebensgefühl«, sind sich die vier Teenager einig. Egal wo sie auch hinkommen, die Jugendlichen auf den Brettern verstehen sich untereinander - auch wenn man sich nicht kennt. »Setzen wir uns irgendwo an einer fremden Anlage hin, kommen wir mit anderen immer schnell ins Gespräch. Da wird über Tricks und Sprünge diskutiert, oder man fragt einfach ÝKlasse, wie genau machst du das?Ü und kann selber noch was dazu lernen«, erzählt Mirco. »Auch unbekannte Fahrer feuern wir an und klatschen, wenn ihnen etwas Tolles gelingt. Bei den eigenen Kumpels fiebern wir natürlich noch mehr mit«, sagt Dietrich.
Unterwegs sind die Espelkamper in Skate-Parks und Hallen, aber auch auf »natürlichen« Parcours. »Im Ruhrpott kann man gut fahren. So richtig klasse ist es auf der Domplatte in Köln«, schwärmt der 18-jährige Mirco. »Da ist die Kulisse einfach einmalig und eignet sich hervorragend zum Filmen.«
Wenn die Jugendlichen auf ihren Brettern loslegen, dann haben sie immer eine Videokamera dabei, um die besten Momente festzuhalten. In den Städten springen und gleiten die Freunde über Treppen, Kanten oder Bänke. »Da nehmen wir mit, was wir gerade sehen«, sagt Gymnasiast Mirco und seine Augen blitzen dabei. »Oft werden die Skater weggeschickt oder als Störenfriede bezeichnet. Da wird viel dramatisiert, dabei beschädigen wir nichts«, meint der Berufsschüler Dietrich.
Auf Rollen geht es auch im Skaters Palace in Münster, im Outdoorpark in Osnabrück oder am Kesselbrink in Bielefeld zur Sache. »In Münster sind wir viel unterwegs. Dort gibt es wohl die größte Szene der Region. Aus der Studentenstadt kommt auch die Skater-Laden-Kette ÝTitusÜ, und auch die erste Skate-WM wurde dort ausgetragen«, fasst Stephan zusammen.
In den Parks unterscheidet man die Bereiche »Street« und »Vert«. »Unter Street verstehen wir das technische Skaten. Bei Flips wird das Board gedreht, bei Grinds gleitet der Fahrer über Kanten«, erklärt Stephan. Mini-Ramps und Half-Pipes zu fahren, gehört in die Sparte »Vert«.
Alles, worüber Skater gleiten, bezeichnen sie als »Rails«, »Curbs« sind die Kanten. Beim Fahren kann auch so einiges zu Bruch gehen. »Neue Decks (die Oberflächen des Skateboards) brauchen wir sehr häufig. Ich habe dafür in drei Jahren schon soviel Geld wie für einen ÝFührerscheinÜ ausgegeben«, berichtet Stephan.
Ganz ungefährlich ist der Sport auch nicht. Die Schüler zählen ihre Verletzungen auf: »Bänderrisse, angebrochene Knöchel, Steißbeinbruch und Bewusstlosigkeit.« Aufhören, da sind sie sich sicher, werden sie aber deshalb gewiss nicht.
Zur Clique der Espelkamper gehören neben den Vieren noch weitere Jugendliche. Thema Nummer eins ist immer das Skaten - egal, ob auf einer Anlage, beim Feiern oder »Abhängen«. Es ist eine gemischte Truppe. Es gibt die Rocker-Skater und die Hip-Hop-Skater. Wer wozu gehört, das ist leicht an der Kleidung auzumachen. »Bei uns sind eigentlich alle Rocker - bis auf Sascha«, erzählt Dietrich. Typische Skater-Bands gibt es nicht, meinen die Jungs. »Bei den Rockern reicht die Bandbreite von Brit-Pop über Indie bis hin zu Hardcore, bei den Hip-Hoppern von Soul über R'n'B bis zum Gangsta-Rap.« Klasse findet Dietrich die Mindener Band »Distance and Embrace«.
Inzwischen haben die Jungs aus dem Kreis Minden-Lübbecke schon viele Skater von außerhalb kennen gelernt. Bereits zum zweiten Mal veranstalteten sie in diesem Jahr einen eigenen Skate-Kontest in Espelkamp, zu dem zahlreiche Bekannte von nah und fern kamen. Ob sie sich jemals vorstellen könnten, mit dem Skaten aufzuhören oder dass sie aus dem Hobby »herauswachsen«, verneinen die Freunde vehement: »Wir sind ein so eingeschworenes Team, wir werden noch viele, viele Jahre zusammen auf Rollen unterwegs sein!«
Auf der Homepage der Gruppe gibt es Fotos und eigene Videos zum Download. Kathrin Weege
www.schmalger-boarder.de

Artikel vom 28.10.2006