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Arminia lässt Trainer zappeln

Die DFL will es so: Thomas von Heesen muss erst Fußball-Lehrer werden

Von Werner Jöstingmeyer
Bielefeld (WB). Noch 26 Spiele sind in der Bundesligasaison 2006/2007 zu absolvieren. Mit elf Punkten nach acht Partien liegt Arminia durchaus im Soll. Zweifellos ein Verdienst von Trainer Thomas von Heesen. Er fügte erneut ein Team zusammen, das zwar zunächst nicht seinen Wunschvorstellungen entsprach, aber mittlerweile eine »wackere Klinge« schlägt.

Die Mannschaft der »Nobodys« hat Charisma und verfügt über Leidenschaft und Herz. Die Handschrift des Trainers ist erkennbar. Schließlich zählte auch »Thommy« einst als aktiver Spieler zu den Ästheten in der Gilde der Balltreter. Dennoch tut sich Arminia schwer, von Heesens Trainervertrag über den 30. Juni 2007 hinaus zu verlängern. »Er soll erstmal seinen Trainerschein machen«, verkündete Präsident Hans-Hermann Schwick kürzlich in einer großen Sport-Illustrierten.
Jetzt relativierte der Rechtsanwalt diese etwas »flapsige« Bemerkung. »Wir können derzeit gar nicht von Heesens Vertrag verlängern, weil uns die Deutsche Fußball-Liga die Daumenschrauben angesetzt hat.« Der Tenor eines entsprechenden Schreibens der DFL: »Ohne Schein gibt es für Herrn von Heesen keine weitere Ausnahmegenehmigung.« Dazu Schwick: »Thomas hatte sich in der Vergangenheit schon dreimal zum Fußball-Lehrer-Lehrgang angemeldet und ist dreimal nicht angetreten.«
Seit dem 24. Juli nimmt der Bielefelder Coach nun die Doppelbelastung auf sich. Mehrmals pro Woche pendelt er zwischen der Kölner Hochschule und dem Bielefelder Trainingsgelände. Gewisse Vergünstigungen werden zwar vom Lehrgangsleiter Erich Rutemöller gewährt, dennoch müssen die derzeit aktiven Trainer viele versäumte Stunden nachholen. Die Arbeit in Bielefeld leidet darunter aber nicht, weil sich von Heesen auf seinen Co-Trainer und Freund Frank Geideck hundertprozentig verlassen kann.
Arminia spielt indes keineswegs auf Zeit. »Uns sind einfach die Hände gebunden«, versicherte Rechtsanwalt Schwick und verfiel bei der Ankündigung des Bielefelder Cheftrainers, vielleicht könne ein Verhandlungstermin im Dezember schon zu spät sein, keineswegs in Panik. »Wir müssen und wollen abwarten, wie sich die Saison entwickelt. Vorschnelle und langfristige Vertragsabschlüsse sind heutzutage nicht mehr zeitgemäß, weil es sich die Vereine finanziell einfach nicht leisten können.« Und er erinnerte an die allgemeine Lage in der Bundesliga: »Acht Vereine haben derzeit die Verträge mit ihren Trainern noch nicht verlängert.« Zudem blickte Schwick auf den amtierenden Meister: »Selbst bei Bayern München weiß man derzeit nicht, ob es in der kommenden Saison mit Felix Magath weitergeht.«
Mit der Fußball-Lehrer-Lizenz in den Händen verbessert sich zweifellos Thomas von Heesens Chance auf eine Weiterbeschäftigung in Bielefeld über das Jahr 2007 hinaus, zumal er bei den Fans über eine große Lobby verfügt. Sicher scheint aber auch zu sein, dass er momentan bei keinem anderen Erst- oder Zweitligisten unterschreiben kann, bevor er nicht im Dezember in Köln die Fußball-Lehrerprüfung bestanden hat.

Artikel vom 24.10.2006