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»Einsplus mit Sternchen«

Arminia-Verteidiger Heiko Westermann überragt beim 1:0 über Mainz 05

Von Werner Jöstingmeyer
Bielefeld (WB). Über seine Perspektiven in der Fußball-Nationalmannschaft mag Heiko Westermann schon seit geraumer Zeit nicht mehr reden. Ihn nervt es, wenn er nahezu nach jedem Bundesligaspiel von den Reportern auf dieses Thema angesprochen wird.

Auch Samstag nach seiner Galavorstellung gegen FSV Mainz 05 lautete seine mittlerweile stereotype Antwort: »Was soll ich dazu sagen? Ich lasse alles auf mich zukommen und versuche, immer eine gute Leistung abzuliefern.«
Die Vorstellung des 23-jährigen Bielefelder Innenverteidigers war einmal mehr länderspielreif. Den direkten Vergleich mit dem vier Jahre älteren Mainzer Kollegen Manuel Friedrich, der inzwischen schon viermal das Nationaltrikot trug, brauchte Westermann nicht zu scheuen. Arminias Trainer Thomas von Heesen sagte: »Friedrich hat klasse gespielt. Aber was Heiko heute geboten hat, war eine Einsplus mit Sternchen.«
Hinten räumte der ehemalige Fürther so ziemlich alles ab, was ihm in den Weg kam. Umsichtig dirigierte er die Abwehr und hatte großen Anteil daran, dass zum ersten Mal nach 13 Bundesligapartien hinten die Null wieder stand (zuletzt beim 1:0 am 8. April gegen Frankfurt).
Dass Westermann seine famose Leistung mit dem goldenen Treffer nach einer Masmanidis-Ecke krönte, war das i-Tüpfelchen. »Nachdem Radim Kucera die Ecke mit dem Kopf verlängerte, fiel mir der Ball vor die Füße. Ich muss ja nicht alles mit dem Kopf machen«, grinste der 1,90 Meter große Modellathlet verschmitzt. Dieses spielentscheidende 1:0 war Westermanns erster Saisontreffer.
Sein Lob galt aber auch den Kollegen im gesamten Defensivbereich: »Die Verständigung in der Abwehr wird von Spiel zu Spiel besser. Es hat sich abgezeichnet, dass wir hinten nichts anbrennen lassen.« Die Ursache dafür sah er auch am großartigen Zusammenspiel der beiden Staubsauger Rüdiger Kauf und Radim Kucera. »Sensationell, wie die beiden uns die Arbeit abgenommen haben.«
Westermanns Dreijahresvertrag in Bielefeld läuft am 30. Juni 2007 aus. Schon jetzt ist sich Arminia im Klaren, dass er am Ende dieser Saison kaum zu halten sein wird. Arminias Finanzchef Roland Kentsch: »Wir werden uns noch vor Weihnachten mit ihm zusammensetzen. Aber er hat einen klaren Plan. Er will im nächsten Jahr auf internationaler Ebene spielen.« Borussia Dortmund hat längst die Fühler ausgestreckt und den Franken ganz oben auf die Wunschliste für die kommende Spielzeit geschrieben. BVB-Sportchef Michael Zorc saß auch Samstag wieder auf der Tribüne der SchücoArena. Im Gegensatz zur ZDF-Reporterin Claudia Neumann kennt er Westermann bereits aus dem Effeff.
Die Journalistin leistete sich nach der Partie einen peinlichen Patzer. Sie begann vor laufender Kamera ein Gespräch mit Bernd Korzynietz in dem Glauben, dass sie Heiko Westermann interviewte. »Kozze« ließ sie zunächst gewähren, sagte dann aber: »Versuchen sie es nächste Woche nochmal.«
Der eigentliche Matchwinner nahm diesen Fauxpas gelassen. Später beantwortete der richtige Westermann die Fragen der ZDF-Expertin. Das Thema Nationalelf wurde vermieden. Arminias Abwehrspieler kennt seinen Marktwert und ist sich sicher, dass über kurz oder lang auch Nationalcoach Joachim Löw bei ihm anklopft. Bei den so genannten kleinen Vereinen wie Arminia dauert es bis zu einer bundesweiten Anerkennung nunmal etwas länger.
Weitere Berichte zum Spiel Arminia gegen Mainz lesen Sie auf den Sportseiten 3 und 4.

Artikel vom 23.10.2006