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Ein Hoch auf die
heimlichen Helden

Film&Musikfest der Murnau-Gesellschaft

Bielefeld (WB/uj). Ein Fest für die Freunde des Stummfilms veranstaltet die Friedrich-Wilhelm-Murnau-Gesellschaft von Freitag, 3. bis Sonntag, 12. November. Das 17. Film&Musikfest verheißt eine Hommage an die heimlichen Helden des Stummfilms.

Im Hotel Atlantik wird der Toilettenwärter, der »Letzte Mann«, zum Millionär. Der Mut der Matrosen des »Panzerkreuzers Potemkin« bringt eine Stadt dazu, soziale Ungerechtigkeit und politische Willkür nicht länger hinzunehmen. Was als Aufstand wegen verdorbener Verpflegung beginnt, endet als größte Revolution des vergangenen Jahrhunderts.
Ein trauriger Clown verliebt sich in den Duft einer Frau. Um der Angebeteten zu imponieren, steigt Buster Keaton vom Andenkenfotogfrafen zum Sensations-Kameramann auf und riskiert Kopf und Kragen.
Harry Piel, der Mann ohne Nerven, sorgt als »Zigano, der Brigant von Monte Diabolo« für Recht und Ordnung. Ein Junge an der Schwelle zum Mann, »Tol'able David«, stellt sich in den Bergen Virginias als Einziger einer finsteren Schurkenbande entgegen. Im gurseligen »Cottage on Dartmoor« spielt sich ein Eifersuchtsdrama ab. Und durch die Katakomben der Pariser Oper geistert ein mysteriöses »Phantom of the Opera«, hinter dessen Maske sich ein Mann mit tausend Gesichtern verbirgt.
Ab den Zwanzigerjahren erobert der heimliche Held die Kinoleinwand. Ihre Reihe reicht von Murnaus Portier über Charlie Chaplins Tramp bis zu Forrest Gump, dem einfach Strukturierten, für den das Leben eine Pralinenschachtel ist. Die Frage »Flüchten oder Standhalten« stellt sich ihm nicht. Er durchläuft im buchstäblichen Sinn alle Situationen seiner Heldenfahrt wie Murnaus Portier, der ohne Zutun und Begreifen zum Helden wird.
Wie zu Stummfilmzeiten üblich, werden diese liebevoll restaurierten internationalen Filme von unterschiedlichen Musikformationen begleitet. Das Spektrum reicht vom Philharmonischen Orchester über Bands, Trios, Duos bis zu Pianisten.
Indes hat sich die Art der Musik im Laufe von 70 Jahren geändert. Unter der heutigen Betrachtungsweise werden Stummfilme keineswegs nur mit einem Repertoire an gängigen Stimmungsbildern, der so genannten Kompilationsmusik, oder den Improvisationen am Klavier begleitet. Meist vermitteln zeitgemäße, mehr unterhaltsame, lautmalerische oder experimentelle Kompositionen die Dramatik und die Atmosphäre des Films.

Artikel vom 21.10.2006