21.10.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Zuma reißt die anderen mit

Arminias Südafrikaner hat seine schwere private Krise überwunden

Von Dirk Schuster
Bielefeld (WB). Hinter Sibusiso Zuma liegt eine harte Zeit. Sportlich, weil nicht enden wollendes Verletzungspech mehrfach seine Comeback-Pläne durchkreuzte. Privat, weil er in kurzer Zeit drei Menschen verlor, die ihm nahe standen. Aber der Arminia-Profi hat sich nicht unterkriegen lassen. Er hat sogar sein Lachen wiedergefunden.
Afrika-Cup: Arminias Südafrikaner Sibusiso Zuma (l.) und Mainz' Ghanaer Otto Addo stehen sich an diesem Samstag gegenüber. Foto: Hörttrich

Im täglichen Training legt er eine Spielfreude an den Tag, die ansteckend wirkt. »Er ist ein Typ, der andere mitreißt. Einer, an dessen Fähigkeiten sich die Mannschaft hochziehen kann«, beschreibt Abwehrmann Bernd Korzynietz seinen Mitspieler.
Dabei ist es noch gar nicht lange her, da warfen einige DSC-Kollegen nicht zu unrecht die Frage auf, ob Zuma noch mit ganzem Herzen für Arminia bei der Sache sei. Nach dem Tod seiner Mutter kehrte der Südafrikaner lange nicht aus seiner Heimat zurück. »Ich habe innerhalb eines Jahres nicht nur meine Mutter, sondern auch meinen Bruder und meinen Neffen verloren. Ich konnte mich lange Zeit gar nicht auf Fußball konzentrieren«, blickt Zuma zurück. Als während seiner Abwesenheit dann aber Gerüchte über einen möglichen Vereinswechsel aufkamen, geriet er gegen Ende der vergangenen Saison zunehmend in die Kritik. Sogar Trainer Thomas von Heesen, der die Qualitäten seines Spielers über alle Maßen schätzt, hielt mit kritischen Äußerungen nicht hinterm Berg.
Doch Zuma tauchte wieder in Bielefeld auf. Und gab Gas. Der Stammplatz zum Saisonauftakt war ihm schon sicher, da folgte der nächste Rückschlag: Der 31-Jährige verletzte sich am Knie. Es folgten zehn Wochen Pflichtspielpause. Doch der Puma biss die Zähne zusammen, arbeitete hart und belohnte sich bei seinem ersten Saisoneinsatz prompt mit einem Tor. Der Treffer gegen Cottbus war ein Tor Marke Zuma, ein Kunstschuss. Der Spieler sagt: »Die Leute erwarten Tore von mir. Ich habe in Bielefeld schon in der vorherigen Saison bewiesen, was ich kann. Aber du wirst nicht nach dem beurteilt, was früher war. Was zählt, ist heute.«
An diesem Samstag im Spiel gegen Mainz 05 bietet sich Sibusiso Zuma die Chance auf seinen zweiten Saisontreffer. Doch im Vordergrund stehe nicht das persönliche sondern das kollektive Erfolgserlebnis. Getreu dem Motto: Ein Zuma-Tor ist gut, ein Arminia-Sieg noch besser.
Wer Sibusiso Zuma in diesen Herbsttagen bei der täglichen Trainingsarbeit zusieht, erfährt, wie viel besser er inzwischen ins Team integriert ist als noch vor einem Jahr. Zuma hat seinen Spaß mit der Mannschaft. Und die Mannschaft hat ihren Spaß nicht mehr nur an, sondern mit ihm. Als Jörg Böhme am Mittwoch sah, dass Zuma am Trainingsplatz einem Fernsehteam ein Interview gab, bremste er seinen Sportwagen ab und ließ ein paar Mal dröhnend laut den Motor aufheulen. Zuma, so schien es, hatte dabei noch mehr Spaß als Böhme selbst.
Damit künftig die Kommunikation mit den Mitspielern noch besser klappt, lernt Zuma jetzt auch endlich deutsch und verrät: »Die Jungs wollen immer, dass ich Geburtstag sage. Sie lachen sich jedesmal kaputt dabei.« Knapp ein Monat bleibt Zuma Zeit zum Üben, damit er am 16. November Arminias drittem Torwart Pascal Formann unfallfrei zu dessen 24. Jubeltag gratulieren kann.

Artikel vom 21.10.2006