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Besucher führen das Skalpell

Sonderausstellung im HNF präsentiert Medizintechnik zum Ausprobieren

Von Manfred Stienecke (Text)
und Wolfram Brucks (Foto)
Paderborn (WB). Moderne Medizintechnik muss kein Buch mit sieben Siegeln sein. Das Paderborner Heinz-Nixdorf-Museumsforum zeigt von Mittwoch an in der Sonderausstellung »Computer.Medizin« das Krankenhaus von morgen zum Anfassen und Ausprobieren.

Anlässlich seines zehnjährigen Bestehens lädt das größte Computermuseum der Welt zu einem informativen und interaktiven Rundgang durch die hochmoderne Gesundheitsversorgung ein, die ohne den Einsatz von Computern überhaupt nicht mehr denkbar wäre. Erwartet werden bis zum 1. Mai 2007 rund 100 000 Besucher. Anschließend soll die Schau drei Jahre lang auf Weltreise gehen.
Auf der etwa 1000 Quadratmeter großen Ausstellungfläche können die Museumsgäste in einem »Operationssaal der Zukunft« selbst das Skalpell führen und auf einem Monitor verfolgen, ob sie auch die richtigen Schnitte gesetzt haben. Ein »Anatomisches Theater« ermöglicht ihnen, mit dem Zeigefinger das Innenleben des Menschen zu erforschen, und auch die seit kurzem erst in einer Testphase erprobte elektronische Gesundheitskarte gehört hier schon zum technischen Standard: Jeder Besucher kann sich mit einer persönlichen Chipkarte Rezepte ausstellen und in der Museumsapotheke ausgeben lassen.
»Wir zeigen keine Spezialausstellung für ein Fachpublikum, sondern ermöglichen einen breiten Überblick über die wesentliche Bereiche des modernen Gesundheitswesens«, erläutert HNF-Geschäftsführer Dr. Kurt Beiersdörfer das Konzept des Medizin-Marktes mit Geräten im Gesamtwert von 3,2 Millionen Euro. Zwar werde vieles von dem präsentiert, was heute auch bei einer Messe für medizinische Geräte gezeigt werde. Jedoch habe man immer die didaktische Aufbereitung im Blick gehabt. So würden die neuesten Geräte, die gerade aus den Forschungsabteilungen der großen Firmen kämen und demnächst in die Kliniken Einzug hielten, in ihrer Funktion auch dem »normalen« Besucher nahe gebracht.
Von den etwa 100 Exponaten lassen sich allein 35 ausprobieren. Die Selbsterfahrung reicht von Fitness-Experimenten auf dem Rennrad, bei dem ein Alpenpass erfahren werden oder dem Laufband, auf dem man gegen den Weltrekordhalter im Marathon antreten kann, über die Erstellung körperlicher Messdaten bis hin zur Bedienung eines hochkomplexen Computer-Tomografen. Eindrucksvoll ist auch ein Gehroboter: Personen mit geschädigtem Rückenmark können mit maschineller Hilfe das Gehen üben und Nervenbahnen wieder aufbauen. Ein spezieller Rollstuhl zum Beispiel für Epileptiker erkennt Hindernisse und stoppt automatisch.
Mehr als 100 Veranstaltungen begleiten während der nächsten Monate die Ausstellung »Computer.Medizin«. So gibt es zwei Vortragsreihen, zahlreiche Seminare und museumspädagogische Angebote. Am 12. Dezember, wenn sich das HNF als einer von 365 Orten im »Land der Ideen« präsentieren darf, kommt zum Beispiel die bekannte Fernseh-Medizinerin Dr. Marianne Koch nach Paderborn, um über das Älterwerden zu referieren. Ein umfangreicher Katalog (Schöningh-Verlag, Museumspreis 19.90 Euro) ergänzt die Ausstellung.
Geöffnet ist das Museum täglich außer montags. Der Eintrittspreis für die Sonderschau beträgt fünf (ermäßigt drei) Euro. Familien zahlen zehn Euro.
www.hnf.de

Artikel vom 21.10.2006