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Im See lebte Marvin noch

Der Sechsjährige ist ertrunken

Gießen/Gedern (dpa). Der sechs Jahre alte Marvin aus der hessischen Vogelsberg-Gemeinde Sichenhausen ist ertrunken. Die Obduktion der Leiche am Freitag hat ergeben, dass der Junge lebend in den Gederner See gekommen und dort gestorben ist.
Marvin starb vermutlich im Beisein seiner Mutter.

Der Sprecher der der Gießener Staatsanwaltschaft, Reinhard Hübner, sagte, Spuren von Gewalt seien an Marvins Körper nicht festgestellt worden. Seine Mutter, die bei einem vermutlich selbst verursachten Verkehrsunfall am Dienstag ums Leben gekommen war, sei an den Unfallverletzungen gestorben. Ihre Leiche war bereits am Donnerstag gerichtsmedizinisch untersucht worden.
Auch nach den Obduktionen blieb eine Reihe von Fragen offen. So ist noch unklar, ob die 41 Jahre alte Altenpflegerin und der kleine Marvin zum Zeitpunkt ihres Todes unter Medikamenteneinfluss oder Drogen standen. Darüber können nach Darstellung der Staatsanwaltschaft erst gründliche Gewebeuntersuchungen Aufschluss geben. Mit den Ergebnissen ist nach Angaben der Staatsanwaltschaft in den kommenden Tagen zu rechnen.
Der Junge aus der 280-Einwohner-Gemeinde Sichenhausen war - wie berichtet - am Donnerstag tot aus dem einige Kilometer entfernten Gederner See geborgen worden. Eine Spaziergängerin hatte an dem See eine Kuscheldecke gefunden, die aus dem Haushalt der Familie stammt. Neben der Decke wurde nach Angaben der Staatsanwaltschaft vom Freitag auch ein Paar Schuhe gefunden, die eindeutig Marvins Mutter gehörten. »Es besteht der dringende Verdacht, dass sie sich zu dem Zeitpunkt, als das Kind in dem See zu Tode kam, dort aufgehalten hat«, sagte Hübner.
Zudem sei die Kleidung der Frau, die bei ihrem tödlichen Unfall am Dienstag ohne Schuhe aufgefunden worden war, nass gewesen. Eine Untersuchung des Autos hätte ergeben, dass die 41-Jährige zum Zeitpunkt des Unfalls allein im Wagen gesessen habe. Die Obduktion habe nicht gezeigt, dass die Frau den Unfall absichtlich herbeigeführt habe, sagte Hübner. Nach dem Unfall hatten mehrere 100 Polizisten, Feuerwehrleute und viele Bewohner Sichenhausens nach dem zwei Tage verschwundenen Marvin gesucht. Es war zunächst unklar, ob der Junge mit im Auto gesessen hatte.
Der Mann der Altenpflegerin und eine 15 Jahre alte Tochter werden von Psychologen betreut. In der Heimatgemeinde wurde berichtet, die Ehe der Eltern von Marvin sei zerrüttet gewesen.

Artikel vom 21.10.2006