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Nina rollt das
»R« mit Hingabe
»Mutter des Punk« wird zur Königin des Bigband-Sounds
Halle. Keine Frage: Wenn Nina Hagen sich ankündigt, dann kann das Publikum etwas Außergewöhnliches, Provokantes, Einzigartiges erwarten. Nun also wird die »Mutter des Punk« zur Königin des Bigband-Sounds, wenn sie ihr aktuelles Programm »Irgendwo auf der Welt« gleich vor der Haustür - am Sonntag, 12. November, 20 Uhr, im Gerry Weber Event Center in Halle - anstimmt. Nina Hagen mit den Evergreens von Frank Sinatra, Ella Fitzgerald und The Andrew Sisters - kann das wirklich gehen?
Aber nicht zum ersten Mal stellt Nina Hagen unter Beweis, dass Swing und Jazz Tunes zu ihrem Repertoire gehören. Schon gleich mit dem Titelsong, im Original gesungen von Zarah Leander, will die schrille Berlinerin ihre Kritiker verstummen lassen. Denn Nina Hagen ist ohne Zweifel eine Diva und noch dazu eine mit gewaltigem stimmlichen Potenzial. Da weiß man, wie eine Liebeserklärung klingen muss . . .
Das Programm selbst ist Nina Hagens Liebeserklärung an die Klassiker und Songperlen der Vergangenheit. Die 51-Jährige widmet es »den Komponisten, Textern, Original-Musikern und Sängern, die in politisch und wirtschaftlich schwierigen Zeiten diese wunderbaren Musikstücke geschrieben haben«, wie sie sagt. Für sie alle rollt Nina Hagen das »R« dieses Mal mit ganz besonderer Hingabe.
Nun wäre es vielleicht eine Ansammlung von Coverversionen aus den 20er bis 40er Jahren, wenn nicht Nina Hagen sie interpretieren würde. Jene Künstlerin also, die sich mit UFO-Glauben und anderen Fantastereien schon früh selbst ins weltanschauliche Abseits stellte, sich aber trotz ihrer allseits verschrienen Schrägheit die Freiheit zur Kreativität bewahrt hat. So wird man nicht nur zum Gesamtkunstwerk, sondern auch zur Ikone.
In Deutschland machte sie allerdings oft mehr Schlagzeilen mit Namenswechseln, Buddhismus-Begeisterung und der Heirat mit einem 17-Jährigen auf Ibiza als mit ihren musikalischen Projekten. Erst kürzlich hat Nina Hagen bemängelt, dass sie in ihrem Heimatland nicht so geschätzt werde, wie sie es verdient habe und wie es Amerika den Deutschen vormache. Mit ihrem aktuellen Programm will sie ihre große Klappe nun rechtfertigen.
Dabei hilft das »Capital Dance Orchestra«, das seit einigen Jahren zu den besten Big Bands des Landes zählt - und zwar über dessen Grenzen hinaus. An der Seite dieser 13-köpfigen Swingtruppe lässt Nina Hagen es rote Rosen regnen und zollt so den Helden der Musikgeschichte Respekt.
Und irgendwie passt das dann doch zu ihrem Lebensmotto: Leben, lieben und tun, wofür man auf diesen Planeten geschickt wurdeƉ Margit Brand

Artikel vom 03.11.2006