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OPEC drosselt Ölförderung

Experten uneins über Auswirkung auf Benzinpreise

Von Dirk Schröder
Bielefeld/Hamburg (WB). Die Erdöl produzierenden Länder (OPEC) haben nach wochenlangem Zögern auf die deutlich gefallenen Ölpreise reagiert. Erstmals seit zwei Jahren drosseln die OPEC-Staaten von November an ihre Ölproduktion, um ein weiteres Absinken der Preise zu verhindern.

Ohne den Irak hatten die OPEC-Staaten zuletzt 27,5 Millionen Barrel (159 Liter) täglich gefördert. Die Produktion soll um 1,2 Millionen Barrel verringert werden. Saudi-Arabiens Ölminister Ali Naimi: »Wir werden versuchen, den Markt ins Gleichgewicht zu bringen.«
Deutsche Experten waren sich am Freitag uneinig über die Auswirkungen der geringeren Förderung auf die Mineralölpreise. Rainer Wiek vom Energie Informationsdienst in Hamburg rechnet nicht mit einem drastischen Anstieg der Preise, weder beim Heizöl noch beim Benzin. Beleg dafür sei auch, dass der Rohölpreis nach der OPEC-Ankündigung am Freitag nur geringfügig gestiegen sei.
Gegenüber dieser Zeitung wies er darauf hin, dass seit Wochen über eine Drosselung geredet worden sei. 60 Dollar für einen Barrel (159 Liter) habe als Schmerzgrenze gegolten. OPEC-Rohöl kostete nach 72 Dollar im August am Freitag mit 54 Dollar so viel wie zuletzt im Februar dieses Jahres.
Wiek ist sich ziemlich sicher, dass die Heizölpreise konstant bleiben werden. Erhöhungen gebe der Markt nicht her. Er wies darauf hin, trotz reger Nachfrage liege der Heizölpreis heute niedriger als noch vor vier Wochen.
Die Gaspreise haben dagegen zu Beginn der Heizsaison Rekordhöhen erreicht, doch Wiek ist sich sicher, dass es die Gasversorger schwer haben werden, die Preise zum 1. Januar erneut zu erhöhen. »Das lässt sich nicht durchsetzen.«
Auch die deutsche Mineralölwirtschaft glaubt nicht an einen kräftigen Preisschub. Eine Sprecherin des Mineralölkonzerns ExxonMobil meinte, es gebe derzeit keinen Grund für extreme Ausschläge.
Gegenwärtig kostet ein Liter Superbenzin durchschnittlich 1,22 Euro. Im Juli wurde mit 1,43 Euro pro Liter der bisherige Höchststand erreicht.
Das Institut der Deutschen Wirtschaft (DIW) rechnet dagegen damit, dass diese Preisregionen bald wieder erreicht werden. »Die Ölpreise können in Kürze bis auf 65 Dollar je Barrel ansteigen, und damit steigt der Heizölpreis direkt wieder an und der Benzinpreis auf 1,35 Euro pro Liter Super«, sagte am Freitag DIW-Expertin Claudia Kemfert in Berlin. Nach der Mehrwertsteuererhöhung im Januar müssten sich die Autofahrer im nächsten Jahr sogar auf einen Benzinpreis von bis zu 1,65 Euro je Liter Super einstellen.

Artikel vom 21.10.2006