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Möbelindustrie aus der Talsohle

Umsatz wird im laufenden Jahr um mindestens 3,5 Prozent zulegen

Gütersloh (WB/in/dibo). Die positive Entwicklung in der Möbelindustrie wirkt sich neuerdings auch auf die Beschäftigtenzahl in den Branchen aus. Den dritten Monat in Folge registrierte der Verband der deutschen Möbelindustrie im Juli einen Anstieg von Beschäftigten. Insgesamt arbeiten bundesweit 102 290 Frauen und Männer in 1100 Möbel produzierenden Industriebetrieben.
Cor-Geschäftsführer Leo Lübke führte die Besucher durch den 17 000 Quadratmeter großen Betrieb. Die edlen Sitzmöbel werden zum großen Teil in Handarbeit gefertigt. Foto: Dirk Bodderas

Nach Angaben von Hauptgeschäftsführer Dirk-Uwe Klaas konnte die Branche ihren Umsatz in den ersten sieben Monaten um 5,7 Prozent auf 10,2 (Vergleichszeitraum 2005: 9,7) Milliarden Euro steigern. Voran weg gingen die Büromöbel mit plus 10,5 und die Küchenhersteller mit plus 7,2 Prozent. Die Ausfuhren deutscher Möbel stiegen gar um 14,1 Prozent. Die Exportquote liegt jetzt bei 31,3 Prozent. Zum Vergleich: 1995 lag sie noch bei 14,3 Prozent.
Zum Jahresbeginn war Klaas für 2006 von einem Umsatzanstieg von zwei Prozent ausgegangen. Aufgrund der aktuellen Entwicklung korrigierte er diese Prognose auf 3,5 Prozent nach oben: »Und ich bin ziemlich sicher, dass wir diesen Wert eher über- als unterschreiten werden.«
Am stärksten im Export sind die Küchenmöbel, die um 18,8 Prozent zulegen konnten. Mit einer Ausfuhrquote von 72 Prozent bestätigte dies beispielsweise SieMatic aus Löhne. Der Hersteller von Luxusküchen erzielte mit 600 Beschäftigten 2005 einen Umsatz von 150 Millionen Euro. »Asien ist ein wichtiger Markt für uns geworden«, sagte Jörg Overlack, Leiter Markenkommunikation.
»Wachsen wie eine deutsche Eiche, langsam aber stetig« will das Unternehmen »Cor« (lateinisch: Herz), das seit mehr als 50 Jahren feine Polstermöbel herstellt. Leo Lübke, der nach dem unerwarteten Tod seines Vaters Helmut nun auch noch die Verantwortung für die Schwesterfirma interlübke übernommen hat, hält an der Strategie fest, sich über vornehmlich kleine Häuser zu vermarkten. 350 Händler in Deutschland und 370 im Ausland sind es derzeit, die das legendäre Endlossofa Conseta und die Möbel Circo, Fino oder Jura an die anspruchsvolle Kundschaft bringen.
Bis zu zehn Wochen muss warten, wer ein Cor-Möbel sein Eigen nennen will. Und vor dem Kauf kommt die Beratung. Die könne, so Leo Lübke im Rahmen einer vom Verband der Deutschen Möbelindustrie initiierten Reise für Fachjournalisten, »die Großfläche« in der Regel nicht leisten. 210 Mitarbeiter erwirtschafteten im vergangenen Jahr 35 Millionen Euro Umsatz (plus neun Prozent), wobei - erstaunlich - der Export nicht so schnell wuchs wie das Inlandsgeschäft. Neun Prozent Plus werden auch für das Geschäftsjahr 2006 erwartet. In Deutschland schätze man zunehmend »das Design zum Leben, nicht zum Repräsentieren«, betonte Leo Lübke. Der größte deutsche Fertighaushersteller, die Mindener Kampa AG, will vom »Trend zum Fertighaus« (Klaas) profitieren. Das Unternehmen peile nach Verlusten von 4,5 Millionen Euro im ersten Halbjahr 2006 für das Gesamtjahr schwarze Zahlen an, sagte Vorstandschef Elmar Schmidt. Kampa setzt immer stärker auf die einkommensstarke Altersgruppe über 50.

Artikel vom 21.10.2006