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Tausende Jobs auf dem Spiel

Bayer blockt ab - Telekom dementiert

Leverkusen/Frankfurt (dpa). Neue Hiobsbotschaften aus der deutschen Wirtschaft: Nach Presseberichten will eine Bayer-Tochter bis zu 3000 Stellen streichen oder auslagern. Bei der Deutschen Telekom könnten bis 2010 weitere 23 000 Stellen wegfallen.

Die »Rheinische Post« berichtete unter Berufung auf unternehmensnahe Kreise, der größte Chemieparkbetreiber Deutschlands, die Bayer Industry Services (BIS), wolle bis zu 3000 Stellen einsparen. Betroffen seien die Standorte Leverkusen, Krefeld und Dormagen. Das Unternehmen wollte die Zahlen nicht kommentieren.
Heute sollen dem Aufsichtsrat und dem Wirtschaftsausschuss Details zu der Planung bei BIS mitgeteilt werden. Anschließend sollen die Mitarbeiter über die weitere Entwicklung informiert werden. Der Vorsitzende der Geschäftsführung von Bayer Industry Services, Klaus Schäfer, betonte in einer schriftlichen Mitteilung, dass die langfristige Wettbewerbsfähigkeit gesichert werden müsse. Nur profitable Arbeitsplätze seien sichere Arbeitsplätze.
BIS ist eine Tochter der Chemiekonzerne Bayer und Lanxess und mit 6000 Mitarbeitern in sieben Bereichen tätig - dazu gehören Energie- und Umweltdienste, Öffentlichkeitsarbeit, Werkssicherheit und Instandhaltung der Infrastruktur. Der BIS-Umsatz lag 2005 bei 1,6 Milliarden Euro.
Die Deutsche Telekom wies einen Bericht der Bild-Zeitung vom Samstag zurück, wonach der Bonner Konzern prüfe, sich bis 2010 von weiteren 23 000 Mitarbeitern zu trennen. Mit der bereits beschlossenen Reduzierung der Personalzahl um 32 000 bis 2008 würden damit 55 000 Telekom-Beschäftigte zur Disposition stehen.
»Es gibt bei uns keine Zahlen dieser Größenordnung. Viel wichtiger noch: Es gibt keine Entscheidungen dieser Art und die wird es auch in absehbarer Zeit nicht geben«, sagte ein Telekom-Sprecher. Allerdings habe der Telekom-Vorstandsvorsitzende KaiUwe Ricke mehrfach betont, dass der Arbeitsplatzabbau im Jahr 2008 nicht aufhören wird.
Die Gewerkschaft Verdi warnte vor einem weiteren Abbau und forderte ein Eingreifen der Regierung. Der »Bild«-Zeitung zufolge kann der Personalabbau sogar noch weiter gehen. In einem internen Vorstandspapier der Telekom heiße es, angesichts des Wettbewerbs könne der Konzern nur noch etwa 93 000 Menschen »wettbewerbsfähig beschäftigen«. Zuletzt zählte die Telekom in Deutschland etwa 170 000 Beschäftigte, 250 000 weltweit.
Ricke will die Telekom bis 2010 zu Europas ertragsreichstem Unternehmen der Branche machen. Unter anderem sollen der IT-Aufwand um eine Milliarde Euro gesenkt werden, der Vertrieb optimiert und das Marketing-Budget reduziert werden. Das Sparpaket von Ricke soll sich auf gut fünf Milliarden Euro belaufen. Möglichkeiten zur Kostensenkung sehen Analysten vor allem beim Personal. Die Festnetzsparte könnte mit der Hälfte der noch 110 000 Mitarbeiter betrieben werden, meinen einige Experten.

Artikel vom 23.10.2006