28.10.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Der »Vereinigungskampf« ist beendet, die Spaltung der Schachwelt beseitigt: Wladimir Kramnik aus Rußland ist Weltmeister. In Elista schlug er den bulgarischen FIDE-Titelträger Wesselin Topalov nach einem 6:6 im Stichkampf. Der bulgarische Manager verursachte beim Stand von 1:3 einen Skandal, als er dem stets fairen Kramnik unterstellte, zu häufig die Toilette aufzusuchen, um dort computerunterstützte Analysehilfe in Anspruch zu nehmen. Die absurde Verdächtigung und der folgende tagelange Streit hinterließen deutliche Spuren bei Kramnik.


Slawisch

Weiß: Kramnik
Schwarz: Topalov

1.d4 d5 2.c4 c6 3.Sf3 Sf6 4.Sc3 e6 5.e3 Sbd7 6.Ld3 dc4 7.Lc4 b5 8.Le2 Lb7 9.0-0 b4 10.Sa4 c5 11.dc5 Sc5 12.Lb5 Scd7 13.Se5 Dc7 14.Dd4 Td8 Stark. Den Bauern sollte man nun nicht nehmen: 15.Sd7 Sd7 16.Da7 Ld6 17.f4 0-0, und Weiß hat für nur einen Bauern deutlichen Entwicklungsnachteil. 15.Ld2 Da5 16.Lc6 Le7 Was tun? Klar, 17.Lb7 Se5 verliert sofort, aber 17.Sc4 Dc7 18.Lb7 Db7 19.Sd6 Ld6 20.Dd6 a5 nebst eventuell 21... Se4 macht auch keine Freude. 17.Tfc1 Lc6 18.Sc6 Da4 19.Sd8 Nicht so selbstverständlich, wie es aussieht. Das Figurenopfer 19.b3 Db5 20.Se7 Ke7 21.Lb4 Ke8 22.Td1 ist nicht ganz von der Hand zu weisen. 19...Ld8 20.Db4 Eher nicht 20.b3 Da6 21.Lb4 Sd5! mit fühlbarem Vorteil für Schwarz. 20...Db4 21.Lb4 Sd5 22.Ld6 f5 Die Partie ist materiell ausgeglichen. Weiß hat allerdings Probleme damit, Druck hinter seine Türme zu bringen. Die schwarzen Springer arbeiten gut zusammen. 23.Tc8 S5b6 24.Tc6 Le7 25.Td1 Kf7 26.Tc7 Ta8 27.Tb7 Ke8 28.Le7 Ke7 29.Tc1 a5 30.Tc6 Sd5 31.h4 h6 32.a4?! Von den meisten Fachleuten getadelt, denn Kramnik verzichtet darauf, den Vormarsch der schwarzen Königsflügelbauern mit 32.h5 zu hemmen. Man vermutete den drohenden Bauernverlust 32...S5f6 33.Tcc7 Td8 als Beweggrund, zum Beispiel 34.Ta7 Tb8 35.b3 Tb5. 32...g5 33.hg5 hg5 34.Kf1 g4 35.Ke2 S5f6 36.b3 Konsequent, aber zweischneidig wäre 36.b4 ab4 37.Tb4 wegen des Bauernverlustes 37...Sd5 38.Td4 S7b6, doch dann geht immerhin 39.e4 mit Sprengung der Bauernkette. 36...Se8 37.f3 g3 38.Tc1 Sef6 39.f4 Das Feld e4 den Springern zu überlassen, bedeutet den allmählich aussichtslosen Kampf um den halben Punkt; der Gewinn des Bg3 kann das nicht ausgleichen. 39...Kd6 40.Kf3 Sd5 41.Kg3? Der endgültige Verlustzug. Am zähesten ist 41.Tb5 nebst ev. e3-e4. 41...Sc5 42.Tg7 Denn 42.Tc5 Kc5 43.Kf3 hilft nichts: 43...Kc6 44.Tb5, und jetzt fängt 44...e5! 45.fe5 Sc3 den Turm auf freiem Feld. 42...Tb8 43.Ta7 Tg8 44.Kf3 Se4 45.Ta6 Ke7 46.Ta5 Tg3 47.Ke2 Te3 48.Kf1 Tb3 49.Ta7 Kf6 50.Ta8 Sf4 51.Ta1 Tb2 52.a5 Tf2 nebst Matt. - Kramnik gab auf, der offizielle Stand lautet 4:4.










P. Hoffmann,SCHACH 2004Matt in fünf Zügen







Lösung der Schachaufgabe von N. Minev:

1.Tc7? scheitert an 1ÉTd8, doch 1.d6! ist richtig: 1ÉKf6 (1Éed6 2.d8D, 1Ée5 2.Ke5 Kg6 3.Ke6) 2.de7 Ke7, und nun zeigt 3.d8D! Kd8 4.Ke5 f4 5.Ke6 die Hilflosigkeit des Tf8.


Die »Meisterpartie« schreibt der Internationale Fernschachmeister Christoph Pragua.

Artikel vom 28.10.2006