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Die BenQ-Mitarbeiter
erleben schwarzen Tag

1900 von 3000 Stellen sollen abgebaut werden

München (dpa). Der insolvente Handy-Hersteller BenQ Mobile streicht 1900 seiner 3000 Stellen und will mit einem radikalen Unternehmensumbau sein Überleben sichern.

Die harten Einschnitte seien erforderlich, um das Mobilfunkgeschäft über den 1. Januar 2007 hinaus zu erhalten, sagte der vorläufige Insolvenzverwalter Martin Prager gestern in München. Er hoffe, die übrigen 1150 Arbeitsplätze halten zu können. Die Arbeitsminister Bayerns und Nordrhein-Westfalens sagten den betroffenen Beschäftigten unterdessen staatliche Unterstützung zu.
Künftig wolle sich das Unternehmen auf die Entwicklung und das Design von Mobiltelefonen für Auftraggeber mit eigener Marke konzentrieren. »BenQ Mobile ist von einem Weltunternehmen zu einem europäischen Unternehmen geworden, von einem Markenartikler zu einem Auftragsentwickler«, sagte Prager. Betroffen von den Einschnitten seien vor allem Beschäftigte in der Verwaltung, in Marketing und Vertrieb sowie in der Fertigung, wo die Mitarbeiterzahl jeweils um drei Viertel reduziert werde. Für die Suche nach einem Investor für BenQ Mobile zeigte sich Prager zuversichtlich.
Die ehemalige Siemens-Handysparte, die seit vergangenem Jahr die deutsche Tochter des taiwanesischen BenQ-Konzerns ist, hatte vor drei Wochen Insolvenz angemeldet, nachdem die Konzernmutter ihr den Geldhahn zugedreht hatte. Spekulationen über eine mögliche »Ausplünderung« der deutschen Tochter von Seiten der taiwanesischen Mutter trat Prager entgegen.
In der Zentrale von BenQ Mobile in München werden künftig 800 Mitarbeiter nicht mehr gebraucht, im nordrhein-westfälischen Kamp-Lintfort verlieren 1000 Beschäftigte ihre Jobs. Ihnen wird zwar wegen des laufenden Insolvenzverfahrens nicht gekündigt, es gibt aber keine Arbeit mehr für sie. Die betroffenen Mitarbeiter, die laut Prager bereits jetzt nicht mehr beschäftigt werden können, sollen in Qualifizierungs- und Weiterbildungsmaßnahmen gehen. Später sei der Übergang in eine Transfergesellschaft geplant, die weit mehr als 100 Millionen Euro benötige. Über das Insolvenzgeld sei sicher gestellt, dass die Betroffenen weiter ihr Geld erhielten.
Die IG Metall sieht angesichts des massiven Stellenabbaus bei BenQ Mobile jetzt den früheren Besitzer Siemens noch stärker in der Pflicht. »Ein Weltunternehmen wie Siemens darf sich nicht aus jeglicher Verantwortung für die Menschen stehlen können«, sagte Bayerns IG-Metall-Chef Werner Neugebauer. Sein nordrhein-westfälischer Kollege Detlef Wetzel forderte vom Siemens-Vorstand ein 200-Millionen-Euro-Nothilfeprogramm, was der Elektrokonzern umgehend zurückwies. Siemens verwies auf den bereits zur Verfügung gestellten Hilfsfonds in Höhe von 35 Millionen Euro.

Artikel vom 20.10.2006