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Party bis in den
frühen Morgen

Turnen: Hambüchen feiert Bronze

Aarhus (dpa). Als das Abschluss-Bankett ausklang, ging für Fabian Hambüchen die Party-Nacht erst richtig los. »Nach so einem Tag gucke ich doch nicht das Sandmännchen und verschwinde ins Bett«, sagte der deutsche Turn-Star und tobte sich dann in der Szene-Disco »Train« im Zentrum der dänischen Hafenstadt Aarhus noch bis in den frühen Morgen so richtig aus.

»Zum 19. Geburtstag am Mittwoch habe ich mir nichts weiter gewünscht: Ich wollte bei der WM nur gut abschneiden. Schön, dass es nun Grund zum Feiern gibt«, sagte der 1,63 Meter große Muskelmann und strahlte über das ganze Gesicht. Das Turn-Märchen, das vor einer Woche mit zwei Abstürzen von seinem Paradegerät Reck so bitter begann, hatte am Samstag in der vollbesetzten NRGi-Arena ein wundersames Happyend gefunden. Niemand hatte einen Pfifferling auf einen Medaillen-Gewinn des vormaligen Reck-Spezialisten am Sprung gesetzt.
Doch plötzlich patzten in Aarhus zahlreiche Favoriten, was dem stabil springenden Gymnasiasten aus Wetzlar die völlig unerwartete Bronzemedaille bescherte. »Das war krank, einfach nur krank - ein unglaubliches Gefühl«, sagte Hambüchen und versuchte, seine Euphorie in Worte zu fassen.
Mit der noch höherwertigen Bronzeplakette im Mehrkampf hatte der Abiturient zuvor bereits eine neun Jahre währende Medaillenabstinenz des Deutschen Turn-Verbandes (DTB) bei Welttitelkämpfen beendet. Da zudem die gebürtige Usbekin Oksana Tschussowitina (Köln) gleichfalls mit Bronze beim Sprung die erste Frauen-Medaille überhaupt für den DTB erkämpfte, war die Glückseligkeit im deutschen Lager verständlich. Kaum jemand dachte in den Stunden des Erfolges noch daran, dass die Frauen nach einer »Balken-Katastrophe« - so DTB- Präsident Rainer Brechtken - auf Rang 16 abgestürzt waren. »Es waren exquisite Wettkämpfe von Fabi, die uns für die Zukunft hoffen lassen. Und wir denken, dass Oksanas Vorbild nun auch die Frauen auf dem Weg nach Peking mitreißt«, fügte der Chef hinzu.
»Der gute Teamgeist hat mich unheimlich vorangetrieben«, gestand Hambüchen, obwohl er in einer Exklave, abseits der deutschen Stützpunkte, seine Leistungen formte. Sein Umfeld in Wetzlar ist vor allem dank des Engagements der kompletten Familie ideal. Nach dem DTB-Pokal kommende Woche wird andere Schwerpunkte setzen und das Abitur in den Mittelpunkt stellen: »Im kommenden Jahr mache ich mir um das Abi mehr Sorgen als um die WM 2007 in Stuttgart.«
Die härteste Konkurrenz droht dabei vom Olympia-Gastgeber. Bei der »China-Woche« von Aarhus stellten die Turner aus dem Reich der Mitte mit Yang Wei nicht nur den besten Mehrkämpfer, sondern dominierten auch beide Team-Konkurrenzen und sicherten sich fünf von zehn Titeln an den Einzelgeräten.

Artikel vom 23.10.2006