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Drei Bären tapsen
durch den Garten

Kita »Waldmäuse« ist 25 Jahre alt


Von Matthias Meyer zur Heyde
Bielefeld (WB). Ist Ihr Kind schon einmal über einen Teppich aus Flaschenkorken gelaufen? Kann es eigenhändig aus dem Nichts Spielzeug herstellen? Oder wenigstens einen Ahorn von einer Eiche unterscheiden? Die »Waldmäuse« können das. Und feierten sich und ihre Elterninitiative, die seit 25 Jahren die Geschicke der Kindertagesstätte Am Kämpchen bestimmt.
Die 20 »Waldmäuse« - Kinder von drei Jahren bis zum Schuleintrittsalter - lauschten jetzt in ihrem auf dem naturnahen Idyll abgestellten Bauwagen einem Märchenerzähler, liefen barfuß über ungewöhnlichen Bodenbelag (nasse Schwämme und so. . . ) und ließen sich in einem Raum der Stille massieren. An der Straße boten sie Flohmarktsachen feil, und zum allseitigen Vergnügen spielten ihnen ihre schauspielerisch begabten Eltern das Stück »Die drei Bären« vor.
Hilf mir, damit ich es selbst tun kann - diese Grundidee wird bei den an Maria Montessoris Vorstellungen ausgerichteten »Waldmäusen« beherzigt. »Wir haben hier kaum Spielzeug«, sagt Kita-Leiterin Barbara Westermann, die im sechsköpfigen Pädagogenteam auf die Kreativität der Kleinen setzt. Im integrativen Konzept ist auch Platz für drei behinderte Kinder (derzeit ist nur eines dabei), die die Natur - ein paar Minuten, schon sind die »Waldmäuse« im Teuto -Ê mit allen Sinnen erfahren.
Abe wie lange noch? Zwar verirrt sich kein Vogelgrippe-Virus ins biologisch-vegetarische Essen, aber sorgenfrei ist die Zukunft der »Waldmäuse« darum nicht: »Das Land NRW will, dass künftig nicht nur vier, sondern zwölf Prozent der laufenden Kosten privat aufgebracht werden müssen«, sagt Sven Christeleit, Vorsitzender der Elterninitiative verärgert. Derzeit fallen die üblichen Jugendamtsbeiträge an, ferner monatlich 41,80 Euro Vereinsbeitrag. »Da sind viele Eltern am Limit - man kann sie nicht stärker belasten«, meint Christeleits Stellvertreterin Heike Bremer. Käme der Sparkurs, müsste die Kita wohl als erstes ihre Fürsorge für die Behinderten einstellen.
Die »Waldmäuse« sind einst aus der »Aktion Vorschulerziehung« hervorgegangen. So mancher Knirps aus jenen Tagen dürfte mittlerweile eigene Kinder haben. Warum die nicht auch zum Kämpchen schicken? Die Anmeldefrist (Tel.: 2 68 21) läuft; das Team freut sich auf fünf bis acht Neulinge.
Denen wird einiges geboten: »Höhepunkt ist unser jährliche Dreitagesfahrt zur »Wilden Rose« nach Melle oder ins Naturfreundehaus nach Löhne«, erzählt Barbara Westermann. Dann schluchzen die Eltern, nicht die Zwerge. Ja, der Trennungsschmerz . . .

Artikel vom 20.10.2006