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»Rot-Weiss Essen hat Druck, wir nicht«

Erwin Koen fährt zu seinem Lieblingsklub

Von Matthias Reichstein
Paderborn (WV). Vier Zweitligaspiele absolviert, zwei Tore geschossen und einen Treffer vorbereitet: Wenn Zweitligist SC Paderborn 07 seinem Neuzugang Erwin Koen bereits jetzt ein erstes Arbeitszeugnis ausstellen müsste, wäre die Beurteilung durchweg positiv: Die Verpflichtung des Linksaußens hat das Offensivspiel des SCP gefährlicher gemacht.

Extrem lauffreudig, sehr zweikampfstark und mit einem linken Fuß ausgestattet, der in der zweiten Liga schon zum Allerbesten zählt - mit Erwin Koen lockte der SCP im Sommerschlussverkauf noch ein »Schnäppchen« von Erstligist Alemannia Aachen an die Pader. »Es läuft ganz gut in Paderborn, aber was war, zählt nicht. Ich beschäftige mich damit, was als nächstes kommt.« Das wäre Rot-Weiss Essen und damit Koens ganz große Fußball-Liebe. Knapp fünf Jahre (1/2001 bis 6/2005) war das Georg-Melches-Stadion die sportliche Heimat des Holländers. »Hier war meine bislang schönste Zeit«, sagt Koen, der mit seiner gradlinigen Art die Zuschauer begeisterte und schnell zum Liebling der Fans aufstieg. »Diesen Status habe ich mir in all den Jahren hart erarbeitet. Ich spiele Fußball, um die Fans zu begeistern. Das merken die Leute.« Wie am Sonntag beim 1:2 gegen den TuS Koblenz. Als Koen nach einem Zusammenprall minutenlang an der Schulter behandelt werden musste, gab's sofort aufmunternde Sprechchöre.
Die starke Prellung behindert den 28-Jährigen, der gestern Vormittag erstmals wieder mit der Mannschaft trainierte, noch ein wenig. Dennoch ist er froh, überhaupt dabei zu sein: »Das Auswärtsspiel könnte für uns richtungsweisend werden. Wenn wir dort nicht verlieren, haben wir uns mit zwölf oder 14 Punkten ein dickes Polster zugelegt.«
Ob die Ordner, den Platzwart, oder den Stadionsprecher -Ê sie alle kennt Erwin Koen noch aus seiner Zeit bei RWE, entsprechend gut ist der Linksaußen informiert: »Hinter den Kulissen rumort es schon gewaltig. Weil auswärts bislang gar nichts läuft, stehen die ganz gehörig unter Druck.«
RWE unter Druck, der SC Paderborn 07 steht am Sonntag aber mindestens in der Pflicht. Die erste Heimpleite gegen die TuS Koblenz war bitter genug und hat tiefe Spuren hinterlassen, auch wenn Koen meint: »Wir sollten das Ganze nicht zu hoch hängen. So schlecht spielen wir nicht noch einmal, dafür ist unsere Mannschaft einfach zu stark.«
Das wird man sehen. Neben Koen machte am Donnerstag auch Dusko Djurisic (Rücken-Blockade) das gesamte Programm mit, für den Kapitän wird dagegen nichts gehen. René Müller konnte gestern noch nicht einmal leichtes Lauftraining absolvieren, selbst sein Einsatz im DFB-Pokalspiel am Mittwoch gegen den 1. FC Nürnberg scheint unwahrscheinlich.
Erwin Koen, der im Juli 1999 über Den Helder und FC Groningen nach Gütersloh kam und danach in bislang 45 Zweitliga- und 120 Regionalligaspielen seine Klasse in Essen und Aachen zeigte, zog jetzt übrigens nach Salzkotten: wegen der Ruhe. Damit ist es aber am Sonntag vorbei: »Wir müssen von Beginn an aggressiv dagegen halten und den Kampf annehmen«, fordert Koen, der diese Einstellung auch selbst vorlebt. Jetzt wird es allerdings entscheidend sein, wieviele seiner Teamkollegen ihm am Sonntag folgen.

Artikel vom 20.10.2006