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Postkarten-Bilder vom Mars

Fotos von lehmreichen Gebieten lassen auf Wasservorkommen schließen

Pasadena (Reuters/dpa). Eine US-Raumsonde mit hochauflösenden Kameras hat die bislang besten Bilder vom Mars geliefert. Die Fotos in Postkarten-Qualität sind so, als hätten Urlauber aus einem Ferienjet das Land unter ihnen abgelichtet.
Von diesem Foto mit lehmhaltigen Gebieten waren die Forscher besonders begeistert.

Die Fotos sollen nach Angaben der US-Raumfahrtbehörde NASA Informationen über Klimazyklen und Wasservorkommen des Roten Planeten liefern, um die Voraussetzungen für einen bemannten Flug zum Mars prüfen. »Wir sehen einen neuen Mars«, sagte Wissenschaftler Richard Zurek.
Man habe einen ähnlich guten, wenn nicht noch besseren Blick wie von einem zivilen Flugzeug auf die Erde. Die von der Marssonde »Reconnaissance Orbiter« aufgenommenen Bilder zeigten lehmreiche Gebiete, die Leben und Frost belegen könnten. Schichten von Eisablagerungen und Verschmutzungen auf der Polareisdecke deuteten zudem auf dynamische Veränderungen des Klimas vor 100 000 Jahren hin. Just die Lehmablagerungen aber sind es, die bei den Wissenschaftlern in Pasadena wegen der daraus resultierenden Hinweise auf mögliches Leben besonders für Aufregung sorgen. In einer derart feuchten Umgebung seien die Chancen auf Leben in der Vergangenheit besonders groß gewesen.
Die Kamera hielt auch kleinere Hügel und Rinnen in der Nähe eines Kraters auf der Südhalbkugel im Bild fest, die auf abschmelzenden Frost schließen lassen. Alfred McEwan, wissenschaftlicher Leiter der Mission dazu: »Wasser muss in diese Region geflossen sein. Und dieses Wasser kommt aus der geologischen Gegenwart.«
Die Spezialkamera an Bord der Mars-Sonde kann Details bis zur Größe eines Stuhls festhalten. Dementsprechend klar sind die faszinierenden Aufnahmen der Mars-Landschaft, die zur Erde gefunkt werden. Die Mars-Raumsonde war im August 2005 gestartet worden. Im vergangenen Monat ging sie auf eine tiefere Umlaufbahn, um die mineralische Oberfläche, die Atmosphäre und die Wasservorkommen des Planeten zu untersuchen. Präsident George W. Bush hat die NASA dazu gedrängt, sich auf die Entsendung von Menschen zu Mars und Mond zu konzentrieren. Von einer bemannten Mission zum Mars sind die Wissenschaftler aber noch Jahre entfernt.
Unterdessen gibt es neue Erkenntnisse vom Mond. An dessen Südpol gibt es entgegen früherer Annahmen vermutlich keine großen Wassereis-Vorkommen. Das schließen US-Astronomen aus der Auswertung neuer, hochauflösender Radarbilder vom Erdtrabanten. Diese bislang detailliertesten Aufnahmen enthielten keine Belege für konzentrierte Eisablagerungen im Shackleton-Krater oder an einer anderen Stelle am Südpol des Mondes, berichten die Forscher um Donald B. Campbell von der Cornell-Universität.
Die Wissenschaftler stellten fest, dass das typische Radarecho, das bislang als Indikator für Eisschichten galt, auch von unebenem Gelände und Geröll stammen kann. Falls es überhaupt Wassereis am Südpol gebe, komme es vermutlich nur in kleinen, verteilten Körnchen und nicht in dicken Schichten vor.
Im Jahr 2004 hatte US-Präsident George W. Bush die Rückkehr der bemannten Raumfahrt zum Erdtrabanten angekündigt, die US-Raumfahrtbehörde NASA sucht einen Landeplatz. Wasservorkommen wären dafür interessant, weil Astronauten daraus Wasserstoff für die Herstellung von Raketentreibstoff und Sauerstoff unter anderem zum Atmen gewinnen könnten. In den vom Sonnenlicht unberührten und ewig dunklen Kratern am Südpol des Mondes vermuten Forscher Eisschichten ähnlich irdischen Gletschern.

Artikel vom 20.10.2006