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Im Kindergarten »spielend« Deutsch lernen

Zweijähriges Sprachförderprogramm in der Senner Kita »Die Arche« erfolgreich gestartet


Senne (oh). Eigentlich ist Resul (4) etwas schüchtern. Er redet auch nicht gern. Aber als »Zauberer« ist er stolz auf seine magischen Fähigkeiten und ruft seinen Kindergartenfreunden laut zu: »Ihr sollt Pferde sein!« Das lassen sich David, Serra, Jana, Esra, Oltian, Furkan und Firat nicht zweimal sagen. Wiehernd »galoppieren« sie - trotz der frühen Stunde - durch den Turnraum der evangelischen Kindertagesstätte »Die Arche« in Senne.
Was auf den ersten Blick wie eine vergnügliche Spielstunde wirkt, ist Bestandteil des neuen, über zwei Jahre andauernden Sprachförderangebotes. Seit September läuft es in der Kita an der Max-Planck-Straße. Dreimal pro Woche versammelt Erzieherin Birthe Carstensen, die bei der Arbeiterwohlfahrt (AWO) einen Kursus zur Sprachförderungskraft absolviert hat, für je eine Stunde die kleine Schar um sich.
Gleich früh um 8 Uhr wird der Turnraum dann zur »Sprachschule«. Dort lernen die Vierjährigen - Evelin ist an diesem Morgen krank und kann nicht dabei sein - buchstäblich spielend Deutsch: beim Spiel mit dem Ball, durch Kinderreime, Memory, das Benennen der Körperteile, Kreis- und Singspiele, das »Zaubern« und vieles mehr.
»Demnächst werden wir auch Alltagssituationen in die Sprachförderung mit einbinden«, sagt Birthe Carstensen. »Dabei lernen die Kinder, in ganzen Sätzen und nicht nur in Schlagworten zu sprechen.«
Insgesamt 98 Kinder besuchen »Die Arche«. Zwar sind die Sprachprobleme in dieser Senner Einrichtung längst nicht so gravierend wie in denen anderer Stadtteile. »Aber wir sind froh, dass durch das von der Stadt und der Sparkasse getragene Projekt jetzt auch bei uns die Chance besteht, sehr früh mit der Sprachförderung anzufangen«, sagt »Arche«-Leiterin Heike Johner. »In den vergangenen Jahren hat sich nämlich auch hier die Situation verändert. Der Anteil der Kinder mit Migrationshintergrund ist größer geworden«, erklärt sie. Also wählten Heike Johner und die Erzieherinnen aus den vier »Arche«-Gruppen diejenigen Vierjährigen aus, bei denen eine Sprachförderung angebracht ist.
Den frühen Zeitpunkt zu Beginn des Kindergartentages habe man bewusst festgesetzt. Beginnt nämlich gegen neun Uhr die allgemeine pädagogische Arbeit, sind die Kleinen aus dem Förderprogramm wieder zurück in ihren jeweiligen Gruppen. »Außerdem entsteht so keine Ausgrenzung, weil sie bei den gemeinschaftlichen Aktionen wieder dabei sind.
Birthe Carstensen und Heike Johner sind schon nach wenigen Wochen fest davon überzeugt, dass durch die neuen, längerfristigen Fördermöglichkeiten viel erreicht werden kann, einiges sogar schon erreicht worden ist.
»Resuls Sprachfähigkeit war zuvor schon nicht schlecht«, sagt Heike Johner. »Aber er hat wenig gesprochen und dadurch sein Deutsch kaum trainiert.« Jetzt, in der kleinen Fördergruppe, blühe er dagegen richtig auf und mache gute Fortschritte. Ein weiterer positiver Punkt sei die Elternarbeit, für die jetzt eine Wochenstunde zur Verfügung stehe.
»Wir haben die Chance, auf Mütter und Väter zuzugehen, ihnen Hilfestellung zu geben, sie einzuladen oder Hausbesuche zu machen«, sagt die »Arche«-Leiterin. Auch das werde sich auf die Sprachförderung auswirken. Ebenso die positive Einstellung, die alle Eltern gegenüber dem Projekt gezeigt hätten. Im November wird übrigens »aufgestockt«: Dann erhalten auch die Fünfjährige eine Sprachförderung.

Artikel vom 20.10.2006