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Mit Dummy
»Edgar« über
Stock und Stein

Einsatzhundertschaft übte im Teuto

Von Annemargret Ohlig
(Text und Fotos)
Senne (WB). Dem spitzen Aufschrei folgt der abrupte Stopp. Die Frau, die eben noch mit raumgreifenden Schwüngen ihrer Nordic-Walking-Stöcke durch den Teutoburger Wald eilte, steht nun mit weit aufgerissenen Augen auf dem Togdrang-Parkplatz in Senne - vor ihr eine Bahre samt »Leiche«.

Dem Erschrecken folgt umgehend die Erleichterung. Die »Leiche« stellt sich als Versuchspuppe »Edgar« heraus. Das fast 85 Kilogramm schwere und beinahe lebensechte Requisit dient der Polizei bei den unterschiedlichsten Aktionen als so genannter Dummy. Das war auch gestern wieder so. Denn: Der erste Zug der Bielefelder Einsatzhundertschaft hatte sich zu einem internen Übungstag auf dem Parkplatz an der Osningstraße eingefunden.
»Einmal pro Jahr ist für uns eine Fortbildung angesetzt«, erklärt Polizeikommissar Marc Rohleder das geballte Aufgebot seiner Kollegen - einschließlich »Edgar« - auf dem Waldparkplatz an der Osningstraße. Dort war nämlich der Startpunkt. Inzwischen hatte sich die sportliche Dame auch wieder beruhigt. Mit klappernden Stöcken und unter den »schützenden« Blicken der 31 Polizeibeamten und sieben Beamtinnen setzte sie ihren Weg durch den herbstlichen Wald fort.
Außer Rohleder, der den internen Übungstag leitete und gemeinsam mit Polizeioberkommissar Michael Jung das Programm zusammengestellt sowie die Übungen ausgearbeitet hatte, wußte vorher keiner der Wettkampf-Teilnehmer, was die drei Teams des Zuges diesmal erwartete. Nur: Dass einiges an Kondition notwendig sein würde, war klar.
»Zum Auftakt starten die Gruppen zeitlich versetzt. Ausgestattet mit Schutzwesten sowie Helmen, muss dann der schwere Dummy so schnell wie möglich durch den Wald und über Hindernisse, quer liegende Bäume und ähnliches, transportiert werden - ohne das Edgar von der Bahre fällt«, erklärte Polizeikommissar Rohleder.
Ein hartes Stück Arbeit, das gute Teamfähigkeit verlangte. Ist doch der sandige Boden nicht gerade ein idealer Untergrund für ein solches Unterfangen unter Zeitdruck. Erfreulich, dass dabei das Wetter mit idealen Temperaturen mitspielte. Anschließend ging es dann ohne »Edgar« weiter: 19 Kilometer durch den Teuto bis zum Schopketal in Oerlinghausen und wieder zurück nach Senne.
Auch hierbei war von den Mitgliedern der Einsatzhundertschaft Tempo gefordert. Schließlich handelte es sich um einen Wettbewerb, den jedes der drei Teams natürlich gewinnen wollte. Neben der körperlichen ist dabei auch die geistige Fitness der Polizisten gefordert.
»Wir haben auf der Strecke außerdem fünf Teststationen eingerichtet, an denen verschiedene Übungen - darunter auch Wissenstests - absolviert werden müssen«, sagte Rohleder. Im Multiple-Choice-Verfahren mussten dabei Schlüsselfragen aus dem Polizeibereich korrekt beantwortet werden.
Gut fünf Stunden dauerte das Unterfangen, bei dem neben Ausdauer und Kondition auch Teamgeist gefragt war. Denn nur so konnten die Aufgaben erfolgreich gelöst werden. An deren Ende winkte auf dem Togdrang-Parkplatz für die siegreiche Gruppe nicht nur ein Wanderpokal, sondern für alle Polizeibeamten und -beamtinnen auch eine warme Mahlzeit: Erbseneintopf.

Artikel vom 20.10.2006