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Den Traum-Choral als
Jubiliäums-Geschenk

25 Jahre Motor der Kirchenmusik: Kantor Schneider

Von Christine Hartlieb (Text und Foto)
Bad Lippspringe (WV). Kantor Ulrich Schneider ist immer in Bewegung - wenn er erzählt, wenn er Menschen für Musik begeistern will, und natürlich wenn er dirigiert. 25 Jahre schon hält der 54-Jährige, der mit Frau Heidemarie und Tochter Renske (17) in Bad Lipppsringe lebt, die Kirchenmusik in der Evangelischen Gemeinde in Schwung. Er konzertiert, begleitet und improvisiert auf der Orgel, leitet die Kantorei, ein Vokalensemble und eine Schola. Sogar einige Hörstürze konnten ihn von seinem Engagement für die Kirchenmusik nicht abhalten.

»Mit Musik etwas auszusagen und so zur Verkündigung beizutragen, war immer der Motor meiner kirchenmusikalischen Aktivitäten«, sagt Ulrich Schneider. Kirchlichem Leben ist Schneider seit seiner Jugend verbunden, er engagierte sich in der Jugendarbeit, in verschiedensten Chören und Kantoreien und absolvierte den Zivildienst und ein diakonisches Jahr in den v. Bodelschwinghschen Anstalten Betehel. Darum entschied er sich auch, nach dem zunächst absolvierten Rhythmikstudium in Detmold noch eine kirchenmusikalische Ausbildung draufzusatteln.
»In der Rhythmik habe ich Musik und Bewegung verbunden - nach vielen Jahren im Leistungsturnen und in einer Jugendmannschaft vom FC Schalke 04 wollte ich darauf nicht verzichten«, so der Musiker. »Aber der alte Traum vom Dirigieren hat mich dann doch nicht losgelassen.« So wandte Ullrich Schneider sich an die Paderborner Kirchenmusikdirektorin Adelheid van der Kooi-Wolf, stieg intensiver als bisher in das Orgelspiel ein und schloss als Externer 1984 seine Ausbildung in Dortmund ab. Schon 1981 hatte er seine kirchenmusikalischen Aktivitäten in Bad Lippspringe aufgenommen.
Die 90er Jahre brachten einige Veränderungen mit sich: Eine wachsende Zahl von Gottesdiensten wollte an der Orgel begleitet werden, die Kantorei entwickelte sich immer weiter, dafür wurde der bis dahin parallel existierende Kirchenchor eingestellt. Diverse Hörstürze hinterließen ihre Spuren: Während Ulrich Schneider in den Chören und an der Orgel ungehindert seine Arbeit wieder aufnehmen konnte, musste er den Posaunenchor abgeben: Bestimmte Frequenzen bleiben für sein Gehör problematisch.
Mit der Kantorei blickt Schneider auf zahlreiche musikalische Gottesdienste und Konzerte zurück. Aufführungen etwa von Händels Messias (2000), von Mendelssohns Elias (2002) oder Bachs Johannespassion (2004) werden allen Mitwirkenden und vielen Zuhörern in lebhafter Erinnerung bleiben. »Möglich wurden diese Aufführungen im übrigen nur durch unseren Förderverein Ýpro musicaÜ, der durch Mitgliedsbeiträge und Spendeneinwerbung beachtliche Finanzspritzen und außerdem große logistische Unterstützung bietet«, betont der Kantor. Zu seinem 25-jährigen Dienstjubiläum bereiteten die Kantorei und pro musica ihrem Dirigenten eine besondere Überraschung. »Wir schenken Dir eine Bach-Kantate,« hieß es eines Tages in einer Probe. »Wir zahlen das Orchester, du musst das Werk nur einstudieren.« Auch die Auswahl war bereits getroffen: In Bachs Kantate »Gott der Herr ist Sonn und Schild« erklingt eine besonders kunstvolle Fassung des Chorals »Nun danket alle Gott«. Dieser Choral bildet auch den Kern eines - leider weit aufwändigeren - Werkes, von dessen Aufführung in Bad Lippspringe Schneider schon lange träumt: Mendelssohns Sinfonie »Lobgesang«.
Die unter anderem mit zwei Hörnern sehr festlich besetzte Kantate wird am kommenden Dienstag, 31. Oktober, im Rahmen des Gottesdienstes zum Reformationstag ab 19.30 Uhr in der Ev. Kirche Bad Lippspringe aufgeführt. Solisten sind Ulrike Wiedemann (Sopran), Birgit Görgner (Alt), Andreas Wolf (Bass) und Adelheid van der Kooi-Wolf (Orgel), es spielt das Orchester »Le nuove musiche« aus Detmold.

Artikel vom 20.10.2006