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»Eine Gefahr für die Demokratie«

Unterschichten-Diskussion - Laumann: Bei Hartz IV-Reform umdenken


Gütersloh/Bielefeld (WB). Das Entstehen sozialer Unterschichten bringt nach Expertenmeinung auf lange Sicht die Demokratie in Deutschland in Gefahr. Die Demokratie könne es sich auf Dauer nicht leisten, einen Teil der Gesellschaft zu haben, der entweder gar nicht mehr oder im extremen Lager am politischen oder gesellschaftlichen Leben teilnehme, sagte Michael Seberich, Rechtsextremismusexperte der Gütersloher Bertelsmann Stiftung.
Diese Menschen, die »für sich aufgegeben haben, dass die Politik etwas für sie tun kann«, gehörten zum überwiegenden Teil zu den Nicht- oder Extremwählern. Vor allem im ländlichen Raum der östlichen Bundesländer habe der Rechtsextremismus eine »neue Qualität«, warnte Seberich.
Der Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen, Alfred Buß, begrüßte gestern in Bielefeld, dass das Thema Armut endlich ins allgemeine Bewusstsein komme. »Millionen sind davon in Deutschland betroffen.« Buß wies auf die Armuts-Denkschrift der Evangelischen Kirche von Deutschland vom Juni hin: »Armut bedeutet mangelnde Teilhabe an der Gesellschaft und in zugespitzter Form den Ausschluss aus ihr.«
Die Christlich-Demokratische Arbeitnehmerschaft (CDA) fordert eine Kurskorrektur der Union bei der anstehenden Hartz-IV-Reform. »Die Rhetorik, nur Druck zu machen, ist Quatsch«, sagte der CDA-Vorsitzende, NRW-Sozialminister Karl-Josef Laumann. Das Hauptproblem der Menschen in der so genannten Unterschicht sei, »dass ihnen keine Arbeit angeboten wird, mit ihnen nicht geredet wird und sie den Eindruck haben müssen, dass sich niemand um sie kümmert«.

Artikel vom 20.10.2006