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Für Bielefeld blieb nur ein leiser Tadel übrig

»Big Brother Awards 2006« verliehen: »Hauptpreis« ging an die Innenministerkonferenz


Bielefeld (WB). Zum siebten Mal ist in Bielefeld der »Big Brother Award« vergeben worden, erneut waren Unternehmen, Organisationen und Politiker Adressaten der Negativ-Auszeichnungen. In der Ravensberger Spinnerei wurden Freitagabend »ausufernde Kontrollen, Manipulationen, die Überwachung der Privatspähre der Bürger« angeprangert.
Mit einem Demonstrationszug durch die Bielefelder Innenstadt zogen Jury und der Verein FoeBuD (Verein zur Förderung des öffentlichen bewegten und unbewegten Datenverkehrs) am Nachmittag die Blicke der Öffentlichkeit auf sich. Etwa 150 Demonstranten schlossen sich dem Zug an.
Den Negativ-Preis »Big Brother Award 2006« verliehen die Juroren dann gestern Abend an die Innenministerkonferenz des Bundes und der Länder: »Ausgezeichnet« wurde so der Beschluss zu einer zentralen Anti-Terror-Datei, die Sicherheitsbehörden wie BND, Verfassungsschutz, Landeskriminalämtern und gar den Zollkriminalämtern den Zugriff auf personenbezogene Daten von Terrorverdächtigen und deren Kontaktpersonen gewähre, kritisierte Juror Alvar Freude. Die Konferenz der Innenminister reiht sich damit ein in die Unternehmen, Organisationen und Menschen, die seit 1998 »in besonderer Weise und nachhaltig die Privatsphäre von Menschen beeinträchtigen oder persönliche Daten Dritten zugänglich machen«.
An den Pranger gestellt wurden in der RaSpi zudem die Kulturministerkonferenz, der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft sowie Mitglieder des Landtages von Mecklenburg-Vorpommern.
Eine »tadelnde Erwähnung« verblieb letztlich in Bielefeld: Sie ging an die Studierenden der Fachhochschule des Mittelstandes, die für die Anmeldung zu ihren Veranstaltungen ein »komplettes Profil mit Namen, Adressen, Position, Firma, Fax, Telefon, Mail« verlangten - das missfiel den Juroren, war ihnen aber noch keinen »Preis« wert.

Artikel vom 21.10.2006