11.11.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Das Andererseits des Winters
Auch in der Kälte hat der Garten seinen Reiz - Frostempfindliches reinholen
Winterzeit, schöne Zeit? Die Tage werden kürzer, die Temperaturen sinken und alles erscheint Grau in Grau. Einerseits. Aber es gibt auch ein Andererseits!
Nie ist die Luft klarer als im Winter. Ein Spaziergang im warmen Mantel führt durch eine bizarr-gefrorene Landschaft, Gehölze lassen einen Blick auf Strukturen und Formen zu, die sonst von Blättern verdeckt werden. Da leuchten in den Gärten die Fruchtstände von Sonnenhut (Rudbeckia) und Kugeldistel (Echinops ritro) und die Winterheide (Erica carnea) zeigt ihre weißen, roten oder kräftig rot-violetten Blüten.
Wie wohl in keiner anderen Jahreszeit fällt auf: Grün ist nicht gleich grün. Wenn nicht üppige Blütenfülle das Bild beherrscht, sind es gerade wintergrüne Pflanzen, die dem Garten Struktur verleihen. Sie haben jedoch längst nicht nur grüne, sondern auch blaue, gelbe oder sogar mehrfarbige Blätter oder Nadeln. Schöne Blautöne gibt es zum Beispiel bei einigen Zedern (Cedrus) und Wacholdern (Juniperus), gelbe Nuancen bei Eiben (Taxus bacata) und Scheinzypressen (Chamaecyparis).
Manche Stechpalmensorten (Ilex) schmücken sich im Winter mit dunkelgrünen Blättern, die einen goldenen Rand haben. Farbenfroh sind auch die Kriechspindeln (Euonymus-fortunei-Sorten), immergrüne Bodendecker mit kleinen hell- bis dunkelgrünen Blättern, die je nach Sorte silbrig, weiß oder gelb umrandet oder marmoriert sein können. Bei manchen Kriechspindeln verfärben sich die zierlichen Blätter im Winter auch rötlich.
Das faszinierende Farbenspiel der Blätter wird im winterlichen Garten durch Blüten ergänzt, die tapfer den kalten Temperaturen trotzen. Hierzu gehört die Zaubernuss (Hamamelis), deren gelbe, orangefarbene oder rote Blütenblätter wie Bänder geformt sind, und auch die filigranen, weißblühenden Christrosen (Helleborus niger). Für dunkelviolette, weiße oder rosafarbene Töne im Beet sorgen Callunen.
Damit es im Winter bei solcherlei Pracht bleibt, braucht der Garten etwas Pflege, auch wenn die Winter seit einigen Jahren immer milder werden. Die größte Belastung für die Pflanzen ist ohnehin nicht die Kälte, sondern die Trockenheit.
Dies trifft vor allem für die Kübelpflanzen auf Balkon und Terrasse zu. Immergrüne Gewächse, wie Buchs, müssen an frostfreien Tagen unbedingt leicht gewässert werden. Auch die Gehölze im Garten, insbesondere Jungpflanzen, benötigen im Winter ausreichend Wasser, um einen entsprechenden Speicher zu schaffen.
Eine Abdeckung des Wurzelbereichs durch Laub oder Reisig schützt die Pflanzen davor, auszukühlen. Auch Stauden lassen sich so vor starken Temperaturschwankungen schützen. Da den meisten mediterranen Kübelpflanzen der Winter im Freien nicht gut bekommt, sollten sie rechtzeitig einen Platz in hellen, kühlen Räumen bekommen.
Laubabwerfende Pflanzen begnügen sich auch mit dunklen Räumen und müssen dann weniger gegossen werden. Zwergpalme (Chamaerops humilis) und Echte Feige (Ficus carica) sind frostunempfindlich und können den Winter im Freien verbringen, wenn es nicht kälter wird als Minus 15 Grad.
Lorbeer (Laurus nobilis), Oleander (Nerium oleander), Palmlilie (Yucca filamentosa), Kassie und Schönmalve (Abutilon) sollten vor den ersten Frostnächten eingeräumt werden. Dann fängt auch das nächste Jahr wieder farbenfroh an.

Artikel vom 11.11.2006