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Das Nordlicht strahlt

3:1 gegen die Bayern: Bremen spielt den besten Ball

Von Klaus Lükewille
Bremen (WB). Die Nummer 1 im Norden. Dieses Plakat hängt am Weserstadion. Glatt untertrieben, stimmt ja gar nicht. Das »Nordlicht« Werder Bremen strahlt nach Spieltag acht über der Liga und dem ganzen Land.

Wie diese Mannschaft ihre Tabellenführung im Gipfeltreffen gegen den FC Bayern München mit einem 3:1-Erfolg behauptete, das war schon imponierend. Und auch Trainer Thomas Schaaf konnte sich anschließend vor seinen Spielern nur noch verneigen: »Ich muss der Truppe ein dickes Kompliment machen.« Sport-Direktor Klaus Allofs schloss sich dem Glückwunsch gleich an: »Wir haben gezeigt, dass wir in dieser Saison um den Titel mitspielen werden.«
Vor allem die erste halbe Stunde, das war eine eindrucksvolle Demonstration der Bremer Klasse. »Wir wollten sofort voll da sein,«, sagte Schaaf später, »das ist uns auch gelungen.« Und wie! Ständig schwappten Angriffswellen Richtung Bayern-Tor. Das 2:0 durch Tore von Diego (11.) und Wome (34.) war die verdiente Belohnung.
Auch der Anschlusstreffer von Roy Makaay (37.) schockte die Hausherren nur für kurze Zeit. Als München nach dem Wechsel die Partie zunächst offener hielt, schoben sie die Bremer durch Lucios Eigentor (62.) selbst und endgültig wieder in die Siegspur. »Ich hatte eigentlich nie das Gefühl, dass wir dieses Spiel verlieren könnten«, sagte Per Mertesacker. Seine Zusammenarbeit mit dem Abwehrkollegen Naldo klappt immer besser. Bremens Neuzugang aus Hannover blickte nach vorn: »Wir haben im Moment einen Super-Lauf. Wir müssen sehen, dass wir diese Form konservieren können.«
6:0 in Bochum, 2:0 gegen Sofia und nun das 3:1 gegen die Bayern: eine tolle Werder-Woche, die Allofs noch optimistischer in die Zukunft schauen lässt: »Wir werden immer souveräner, das hat man in den wenigen kritischen Phasen gesehen, als München mal etwas mehr Druck machte.«
Hier war Torsten Frings der große Stabilisator im Bremer Mittelfeld. Er lieferte erneut eine erstklassige Partie ab und bekannte: »Gegen die Bayern bin ich immer besonders motiviert.«
Zur Erinnerung: Seine Zeit in München war nicht gerade besonders schön, nach nur einer Saison packte Frings dort schon wieder die Koffer. Neben den drei Punkten nahm Bremens Kampfmaschine am Samstag noch ein rotes Trikot mit nach Hause. Wie ein »Skalp« baumelte das Hemd um seinen Hals, als er den Rasen räumte. Doch der stolze Frings schlug nach dem Abpfiff auch schon wieder ernstere Töne an: »Der Dreier gegen Bayern ist nett, aber wir müssen die Leistung gegen die vermeintlich Kleinen bestätigen.« Die nächste Auswärtsaufgabe wird so ein Charakter-Test. Die Reise führt nach Mainz. Zu einem Rivalen, der tief im Keller sitzt. Frings warnt: »Das könnte schwerer werden als die Partie gegen München.«
Wie schnell man stürzen kann, musste Werder ja im Pokal selbst erfahren: Aus beim Regionalligisten Pirmasens in der ersten Runde. Doch diesen Tiefpunkt hat Schaaf abgehakt: »Wir haben eine englische Woche weniger und dürfen mal ein paar Tage durchschnaufen.« Der Trainer sieht heute nur noch die positive Seite der Pleite.

Artikel vom 23.10.2006