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Ein weltmeisterlicher Abschied

Schumacher jagt nach Reifenpanne auf Rang vier - Alonso holt den Titel

Sao Paulo (dpa). Die Ära Michael Schumacher ist mit einer grandiosen Abschiedsvorstellung des Rekordchampions zu Ende gegangen, doch die achte Titelkrönung blieb ihm versagt. Trotz einer weltmeisterlichen Aufholjagd schaffte der Ferrari-Pilot im letzten Rennen seiner einzigartigen Karriere die Wende gegen den neuen und alten Weltmeister Fernando Alonso nicht mehr.

Nach einem Reifenplatzer raste der 37-Jährige beim Großen Preis von Brasilien in Sao Paulo nach einem scheinbar aussichtslosen Rückstandes noch auf den vierten Platz und bewies bei seinem letzten Auftritt nach 16 Jahren Formel 1 noch einmal seine Extraklasse.
»Ich hätte gern auf dem Podium das letzte Rennen beendet. Offensichtlich war das nicht möglich. Jetzt schauen wir auf die Zukunft«, sagte Schumacher. »Das Rennen war ziemlich chaotisch«, meinte der Kerpener weiter, der immerhin aber seinem Teamkollegen Felipe Massa zum Sieg gratulieren durfte. »Für Felipe freue ich mich riesig. Und natürlich Gratulation an Fernando.«
Alonso holte sich im Renault mit dem zweiten Rang wie schon im Vorjahr die nötigen Punkte für seinen zweiten WM-Titel im »Autodromo Jose Carlos Pace« und verhalf dem Team zudem zur erneuten Konstrukteurs-WM. »Fantastico, fantastico. Ich danke euch und wünsche euch nur das Beste für die Zukunft«, rief der künftige McLaren- Mercedes-Pilot seinem Team über Funk zu. Alonso vergaß nicht, seinen Konkurrenten zu würdigen: »Es hat großen Spaß gemacht, mit Michael Schumacher zu kämpfen. Der Titel hat mehr Wert, wenn er dabei ist.«
Ferrari durfte sich mit dem zweiten Grand-Prix-Sieg für Massa trösten. Nach der Zieldurchfahrt sprang Schumachers Teamkollege, der als erster Brasilianer seit Ayrton Senna 1993 den Heimat-Grand-Prix gewann, dem Deutschen in die Arme: »Ich binüberglücklich, das ist der schönste Tag meines Lebens. Michael wird mir aber fehlen.«
Für Schumacher reichte die grandiose Leistung im 250. und letzten Rennen nicht mehr, um seinen spanischen Rivalen abzufangen und seine Ära mit dem achten WM-Titel zu krönen. Nach 18 Saisonrennen musste sich der 91-malige Grand-Prix-Sieger mit 121 Punkten mit der Vizeweltmeisterschaft hinter Alonso (134 Punkte) zufrieden geben. Doch auch ohne WM-Gewinn feierte Schumacher nach seinem letzten Arbeitstag als Formel-1-Fahrer eine feucht-fröhliche Riesenparty.
Seine Hoffnungen, der Scuderia wenigstens den Team-Titel zum »Arrivederci« noch zu schenken, erfüllten sich ebenfalls nicht. Das französische Team lag am Ende mit 206 Zählern vor Ferrari (201).
Nach 71 Runden auf dem 4,309 Kilometer langen Berg-und-Tal-Kurs siegte Massa in 1:31:53,751 Stunden und ließ Alonso mit 18 Sekunden Rückstand hinter sich. Dritter wurde der Brite Jenson Button im Honda. Schumachers Ferrari-Nachfolger Kimi Räikkönen musste sich im McLaren-Mercedes noch kurz vor dem Ziel von seinem Vorgänger überholen lassen und wurde Fünfter.
Für die anderen deutsche Fahrer endete das Saisonfinale vorzeitig. Nico Rosberg raste mit seinem Williams nach zwei Runden in einen Reifenstapel. Ralf Schumacher musste nach neun Runden wegen technischer Probleme an seinem Toyota aufgeben. Nick Heidfeld kam sechs Runden vor Schluss von der Strecke ab und schlug mit seinem BMW-Sauber in die Begrenzung ein.
Schon vor dem Abschiedsrennen war Schumacher von Fußball-Legende Pelé geehrt worden. Der Brasilianer überreichte ihm auf der Startlinie eine wertvolle Trophäe aus Gold und brasilianischen Edelsteinen. »Es ist toll, das du auf einem Höhepunkt aufhörst«, würdigte Pele den Deutschen.

Artikel vom 23.10.2006