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Prof. Dr. Johannes O. Jost möchte Patienten informieren.

Potenzstörung kann Indiz
für verkalkte Arterie sein

Bundesweiter Gefäßtag - Vorträge im Klösterchen

Von Sabine Schulze
Bielefeld (WB). Die Aufweitung einer Schlagader kann lebensgefährlich sein: Wenn die Arterie plötzlich platzt, kann der Betroffene in wenigen Momenten innerlich verbluten. Das Problem: Kaum jemand weiß, dass er eine solche Aufweitung, ein so genanntes Aneurysma, hat. Und wenn sich ein Aneurysma der Baucharterie - dort tritt es am häufigsten auf - wegen der Größenzunahme dann doch durch Rückenschmerzen bemerkbar macht, kommt es häufig zu Fehldiagnosen: Es wird auf Wirbelsäulenleiden oder eine Nierenerkrankung getippt.

»Der Befund eines Aneurysmas ist meist ein zufälliger. Behandelt wird es durch eine Operation oder das Einschieben einer mit Draht verstärkten Prothese«, sagt Prof. Dr. Johannes O. Jost, Chefarzt der Chirurgie am Franziskus-Hospital. Seit 20 Jahren betreibt er Gefäßchirurgie. An diesem Samstag, beim 2. bundesweiten Gefäßtag, lädt auch er Bürger ins Klösterchen an der Kiskerstraße ein, um sie über Gefäßkrankheiten zu informieren.
»Wie im Vorjahr geht es um Schlaganfall, Krampfadern, arterielle Durchblutungsstörungen der Beine und um das Aneurysma - eben um die wichtigsten Gefäßerkrankungen.« Das Thema geht alle an, denn jenseits der 40 leidet immerhin jeder dritte Bundesbürger an »verkalkten« Gefäßen. Und die Konsequenzen können gravierend sein.
So kann es bei einer Verengung der Halsschlagader zum Schlaganfall kommen, bei der Arteriosklerose drohen Herzinfarkte, aber auch Aneurysmen, die sich - anders als Hirn- und Herzinfarkte - eben nicht ankündigen und erst entdeckt werden, wenn aus anderen Gründen eine Ultraschalluntersuchung des Bauchraums erfolgt. Und schließlich leiden viele ältere Menschen an Durchblutungsstörungen der Beine und in der Folge an der »Schaufensterkrankheit«, die mit krampfartigen Wadenschmerzen beginnt. Unbehandelt können dann längere Wegstrecken nicht ohne Schmerzen zurückgelegt werden, und irgendwann haben die Betroffenen selbst in Ruhe Schmerzen.
Im letzten Stadium stirbt dann Gewebe ab. 30 000 Beinamputationen sind alljährlich nur in Deutschland die Folge, schätzt die Deutsche Gesellschaft für Gefäßchirurgie.
Sehr beeinträchtigend können aber auch Krampfadern sein, deren Ursache eine Bindegewebsschwäche mit Erweiterung der Venen ist. Die Varikosis verursacht Schwellungen, Spannungsgefühl, es kann zu langwierigen Entzündungen und gefährlichen Thrombosen kommen.
»Uns geht es darum aufzuklären - über erste Warnzeichen und über Diagnosemöglichkeiten, über Therapien und Vorbeugung«, sagt Jost. Ein erstes Symptom für Arteriosklerose können bei Männern jenseits der 50 Potenzstörungen sein: »Die innere Beckenarterie, die zum Genital führt, ist eines der ersten Gefäße, die betroffen sind«, erläutert der Chirurg. Erektionsstörungen sollten daher ein Anlass sein, an Arteriosklerose zu denken. Zu Viagra sollte der Mann erst greifen, wenn Gefäßverkalkungen ausgeschlossen sind, raten Internisten.
Die sinnvollste Vorbeugung, um die Adern gesund zu halten, sei Bewegung, vor allem spazierengehen, betont Jost. Radfahren fördert die Durchblutung der Unterschenkel (und damit der Wade) nur, wenn es richtig betrieben wird: »Die Pedale sollte mit der Fußspitze getreten werden. Nur so wird nämlich die Unterschenkelmuskulatur aktiviert.« Daneben gilt, was immer gilt: Risikofaktoren wie Rauchen und Buthochdruck sollten beseitigt werden.
Interessenten erfahren am Samstag, 10 und 13 Uhr, mehr im Klösterchen: Dann hält Jost in der Cafeteria Vorträge und beantwortet Fragen. »Außerdem gibt es Demo-Untersuchungen der Halsschlagader und der Becken-Bein-Etage.«

Artikel vom 19.10.2006