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»Mucksen« gibt es nicht

Werner und Auguste Bergmann feiern Diamanthochzeit

Von Gerhard Hülsegge
(Text und Foto)
Heepen (WB). »Mucksen und nicht sprechen, das kennen wir nicht«, sind sich Werner und Auguste Bergmann einig. Ein gutes Rezept für eine Ehe. Schließlich feiert das Paar an diesem Sonntag seine Diamantene Hochzeit.

Es war eine schlimme Zeit, als sich das Jubelpaar vor 60 Jahren in der Peter-und-Paul-Kirche bei Regenwetter das Ja-Wort gab. 1946, ein Jahr nach Kriegsende, gab's nur wenig zu essen, ging's ums nackte Überleben. Das Geld war nichts mehr wert. »Wir mussten beim Fotografen zwei Pfund Mehl abgeben, damit er auf den Auslöser drückte«, erinnert sich Werner Bergmann (88) genau. Gattin Auguste (90), die alle liebevoll »Utti« nennen, ist mit dem Ergebnis bis heute unzufrieden: »Das waren furchtbare Bilder. Ich habe mich gar nicht wiedererkannt.«
Die gebürtig aus Lockhausen (Lippe) stammende Braut hat ihren Bräutigam in Heepen bereits in der Volksschule kennen gelernt. Der gelernte Tischler arbeitete 30 Jahre bei Anker, die Verkäuferin 25 Jahre bei Dieterle. Werner Bergmann hat den Zweiten Weltkrieg als Soldat in Frankreich und Russland erlebt, wurde 1945 verwundet und geriet schließlich in englische Gefangenschaft. »Ich war in Berlin, als der Russe kam, und bin mit der letzten S-Bahn herausgekommen und nach Neuruppin gefahren«, berichtet der Ex-Offizier.
Die 1950 geborene Tochter Christa wurde leider nur ein halbes Jahr alt. Auguste Bergmann, im DRK wie in der AWO Mitglied, hat in den sechziger Jahren ihre eigene sowie die Mutter ihres Mannes gepflegt und dafür ihren Beruf aufgegeben. Seit 1979 leben Werner und Auguste Bergmann in ihrer 87 Quadratmeter großen Eigentumswohnung am Tegelkamp 3 und versorgen sich noch größtenteils selbst. Lesen und das Fernsehen sind ihre gemeinsamen Hobbys. Dreimal in der Woche muss der Jubilar an die Dialyse, die Nieren wollen nach einer Aorta- Operation nicht mehr so, wie sie sollten.
Der Wunsch des Paares zum Ehejubiläum: »Gesundheit und Zufriedenheit. Und dass die Ehe so bleibt, wie sie in den vergangenen 60 Jahren war.« Die Voraussetzungen sind gegeben. »Die Frau muss immer ein bisschen nachgeben«, findet sie. »Man muss sich gegenseitig tolerieren«, betont er. Am Sonntag will Pfarrer Wilhelm Biermann das Diamant-Hochzeitspaar erneut trauen; danach wird im Familienkreis mit Freunden und Bekannten gefeiert.

Artikel vom 21.10.2006