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Leberschäden durch Zimt

Minister: Kinder sollen pro Woche nur einmal naschen

Düsseldorf (WB/dpa). Offenbar mit monatelanger Verspätung hat das NRW-Verbraucherschutzministerium gestern vor üppigem Genuss zimthaltiger Lebensmittel gewarnt. Dem Ministerium soll das Risiko seit Januar bekanntgewesen sein.
Übermäßiger Verzehr schadet: In den Regalen stehen bereits Weihnachtsleckereien wie Schoko-Nikoläuse und Zimtsterne. Foto: Harald Iding
Kinder unter fünf Jahren sollten Zimtsterne und andere mit dem Gewürz verfeinerte Lebensmittel höchstens ein Mal pro Woche naschen. Der in Zimt enthaltene Aromastoff Cumarin könne bei empfindlichen Personen zu Leberschäden führen, teilte Verbraucherschutzminister Eckhard Uhlenberg (CDU) gestern in Düsseldorf mit. Das Ministerium sei mit Herstellern im Gespräch, um minimale Zimtdosierungen in den Rezepturen zu erreichen.
Grund für den hohen Cumarin-Gehalt in Zimtkeksen soll die Verwendung von Cassia-Zimt sein. Im Gegensatz zum deutlich teureren Ceylon-Zimt soll er er wesentlich mehr Cumarin enthalten als in der EU erlaubt ist.
Die Grünen forderten Uhlenberg gestern auf, dafür zu sorgen, dass belastete Lebensmittel sofort aus den Regalen verschwinden. Denn bereits bei einer Überprüfung im Januar seien in NRW Produkte aufgefallen, bei denen die Grenzwerte für den Krebs erregenden Duftstoff Cumarin 40fach überschritten worden seien, warnte der Parlamentarische Geschäftsführer der Oppositionsfraktion, Johannes Remmel. Bei aktuellen Untersuchungen in der ersten Oktoberhälfte seien allerdings nicht so hohe Überschreitungen der Grenzwerte festgestellt worden, dass Produkte flächendeckend aus dem Handel gezogen werden müssten, meinte Uhlenberg. »Bei Beachtung der Verzehrempfehlung besteht für Verbraucher keine Gesundheitsgefahr«, erklärte ein Sprecher seines Ministeriums
Die Grünen verlangten, die neuen Untersuchungsergebnisse umfassend zu veröffentlichen. Uhlenberg betonte, Bundesverbraucherminister Horst Seehofer (CSU) sei bereits aufgefordert, Sorge zu tragen, dass Bürger in allen EU-Staaten gleichermaßen vor zu hohen Cumarin-Belastungen in zimthaltigen Lebensmitteln geschützt werden.
Der Anbieter von Herbst- und Weihnachtsgebäcken Lambertz erwartet nach der Zimt-Warnung keine Auswirkungen auf das Saisongeschäft. »Sinnvolle Hinweise zu maßvollem normalen Konsum, das ist ein konstruktiver Ansatz«, sagte Inhaber Hermann Bühlbecker gestern in Aachen. Zimt habe allein bei den Zimtsternen einen hohen Stellenwert unter den Saisongebäcken. Bühlbecker versteht den Hinweis des NRW-Verbraucherschutzministeriums als Empfehlung, »normal und verantwortungsbewusst mit Lebensmitteln umzugehen« und diese nicht im Übermaß zu genießen. Wenn daraus eine »Panikmache« entstehe, seien auch Auswirkungen auf das Saisongeschäft zu befürchten.

Artikel vom 19.10.2006