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Imageschaden für die Polizei befürchtet

Oberkommissar will an einem Seminar für Verkehrssünder teilnehmen


Bielefeld (hz). Im pikanten Fall des Oberkommissars von der Polizeiinspektion Ost, der von seiner Frau zum Fahrsicherheitstraining und zum Vorbereitungskurs für ein Punkte-Abbauseminar angemeldet worden ist, gab es auch gestern keine offizielle Stellungnahme aus dem Polizeipräsidium. »Was der Kollege in seiner Freizeit macht, das ist seine Privatsache«, hieß es von der Polizei-Pressestelle zum gestrigen Exklusivbericht im WESTFALEN-BLATT über den 44-jährigen Fahnder einer Spezialeinheit für Verkehrsdelikte.
Polizeiintern hingegen hat der Fall eines Oberkommissars hohe Wellen geschlagen. Der Beamte, der nun freiwillig zur Nachschulung antritt, soll einmal bis zu neun Punkte in der Flensburger Verkehrssünderkartei gesammelt haben. Polizeipräsident Erwin Südfeld soll über den Vorgang überhaupt nicht amüsiert gewesen sein. Man befürchte einen nachhaltigen Imageschaden für die Polizei, wenn ausgerechnet ein Verkehrsfahnder, wie angekündigt, kommendes Wochenende am öffentlichen Sicherheitstraining mit anschließendem Punkteabbauseminar einer bekannten Versicherung im Raum Berlin teilnehme.
Doch die Ehefrau des Bielefelder Oberkommissars hält offenbar genau das für dringend geboten. »Manchmal vergisst er einfach nach der Schicht, dass er nicht mehr im Streifenwagen sitzt, und dann muss ich für ihn auf dem Beifahrersitz mitbremsen«, wird die Gattin in einer Presseerklärung zum »Axa Boxenstopp für Punkte-Sünder« zu den Fahrkünsten ihres Mannes zitiert.
Dem Vernehmen nach ist nicht ausgeschlossen, dass sich Polizeipräsident Südfeld persönlich in den pikanten Fall einschaltet. Beispielsweise bei einem Vier-Augen-Gespräch mit dem Oberkommissar könnte dieser überzeugt werden, von einem öffentlichen Auftritt am »Boxenstopp für Punkte-Sünder« abzusehen.

Artikel vom 19.10.2006