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Malheur mit dem Rekord-Picasso

US-Milliardär zerstört sein Bild bei der Feier zum 139-Millionen-Verkauf

New York (dpa). Gut, dass der Mann trotzdem kein Armer wird: Ein US-Milliardär hat unmittelbar vor dem Verkauf versehentlich ein Picasso-Bild zerstört. Es sollte ihm 139 Millionen Dollar bringen, hätte damit als bisher teuerstes Gemälde der Welt den Besitzer gewechselt.
Da war es noch heile: »Le Reve« von Pablo Picasso. Foto: dpa

Passend zum bevorstehenden 125. Geburtstag von Pablo Picasso (1881-1973) sollte »Le Reve« (Der Traum) in neue Hände übergehen. Doch der Deal scheiterte, weil Noch-Eigentümer Steve Wynn seinen Ellenbogen durch die Leinwand bohrte - ein Albtraum. Augenzeugen zufolge reagierte Wynn jedoch gelassen auf die selbstverschuldete »Panne«. »Gott sei Dank war ich das«, habe er gesagt.
Zu dem kostenträchtigen Malheur kam es, als der Kasino-Mogul und Kunstsammler aus Las Vegas bei einer Art Abschiedsfeier für das Bild des spanischen Jahrhundert-Künstlers offenbar zu ausgelassen agierte. Ein Loch »ziert« nun den Unterarm des abgebildeten Modells, der Picasso-Geliebten Marie-Theresa Walter.
Einen Tag zuvor hatte sich Wynn mit dem New Yorker Kunstliebhaber Steven Cohen geeinigt. Cohen wollte den stolzen Preis von umgerechnet 139 Millionen Dollar (111 Millionen Euro) für den »Traum« überweisen. Wynn selbst habe »Le Reve« 1997 für »nur« 48,4 Millionen Dollar erworben, berichtet die Zeitung »Las Vegas Review-Journal«.
Der Verkauf hätte die bisherige Rekordmarke von 135 Millionen Dollar für ein Gemälde um vier Millionen Dollar übertroffen. Diese Summe hatte der Kosmetik- Fabrikant Ronald S. Lauder vor kurzem für das 1907 entstandene Porträt »Adele Bloch-Bauer I« von Gustav Klimt gezahlt.
Auf der Liste der zehn teuersten Gemälde der Welt ist Pablo Picasso, der am 25. Oktober vor 125 Jahren geboren wurde, derzeit gleich dreimal vertreten - an zweiter, dritter und neunter Position. An zweiter Stelle liegt Picassos »Junge mit Pfeife«, dass im Jahre 2004 für 104,2 Millionen Dollar den Besitzer wechselte.
»Es war ein entsetzliches Geräusch«, beschrieb die Autorin Nora Ephron das Missgeschick von Wynn. Außer ihr hatte auch die Fernsehinterviewerin Barbara Walters dem Umtrunk zum Abschied des Picasso-Werkes beigewohnt.
Der Milliardär gilt als »Erbauer des modernen Las Vegas«. Von ihm stammen einige der ersten und größten Resort Hotels in der Wüstenstadt, darunter das Mirage mit 3000 Zimmern sowie das dem Roman »Schatzinsel« nachempfundene Treasure Island.
Den Berichten zufolge zog Steve Wynn selber sein Verkaufsangebot für das beschädigte Picasso-Gemälde zurück. Er will das 1932 entstandene Bild jetzt erstmal restaurieren lassen.

Artikel vom 19.10.2006