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Brunetti jagt die böse Umwelt-Mafia

Neue Verfilmungen von Donna Leon-Krimis in der ARD - weitere sind bereits in Arbeit

ARD, 20.15 Uhr: André Rieus satter Streicherklang, ein großer Schwenk über Lido und Lagune: Heute und am 2. November ist es wieder so weit. Neue Verfilmungen von Donna Leons venezianischen Krimis um den Kommissar Brunetti stehen an.

In »Endstation Venedig« ist Uwe Kockisch alias Brunetti heute einer bösen Umwelt-Mafia auf der Spur, die auch noch finstere Geschäfte mit der bei Venedig stationierten US-Army macht. Besonders heikel daran ist, dass der eigene Schwiegerpapa (Peter Fitz) offenkundig darin verwickelt ist. Den Mafia-Boss mimt kalt glitzernden Blickes Heiner Lauterbach, auch sonst fehlt es in der Besetzungsliste nicht an prominenten Namen: Esther Schweins als schnittiger US-Major, Monika Bleibtreu als düster brütende Mutter eines Kleinganoven, die diesmal nicht hinnehmen will, dass man immer nur die Großen laufen lässt. Optisch besonders reizvoll sind die Innenaufnahmen im venezianischen Spielcasino mit aller barocken Prachtentfaltung. Bekannte Namen auch bei den Gästen im zweiten Fall, »Das Gesetz der Lagune«: Saskia Vester, Hansa Czypionka und Tim Bergmann als Fischer, der am Ende nicht ganz so charmant ist, wie er tut.
Zwei weitere Donna-Leon-Filme sind abgedreht, zwei weitere fest in Planung, dann muss für eine Weile Schluss sein. Denn noch liegen keine weiteren Romane vor, und irgendetwas »nachempfinden« will man nicht: »Wo Donna Leon draufsteht, ist auch Donna Leon drin«, hält Hans-Wolfgang Jurgan, Geschäftsführer der ARD-Filmtochter Degeto, fest, will aber auch darüber hinaus auf Krimi setzen: »Wir sind eben nicht nur der Herz-Schmerz-Produzenten.«
Also Krimi: Das Wagnis, den ZDF-Mankell-Verfilmungen eigene Mankells entgegenzusetzen, scheint gelungen: 19,5 Marktanteil hatten die ersten drei der dreizehn ARD-Mankells gebracht, die nächsten drei sollen zur besten Weihnachts- und Neujahrszeit ins Programm kommen. Und skandinavisch geht es weiter: mit sechs Verfilmungen von Romanen der in Schweden sehr bekannten, in Deutschland noch nicht so eingeführten Autorin Helene Thursten rund um die Kommissarin Irene Huss, von 2008 an im Programm. »Nicht so schleichend grausam wie der Mankell«, so Jurgan, »aber auch sehr skandinavisch düster.« Damit wird zugleich ein Kontrapunkt zu den helleren, heiteren Donna-Leon-Filmen gesetzt.

Artikel vom 19.10.2006