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Schulsprecher soll Neonazi sein

Jugendliche des Berufskollegs überlegen heute Maßnahmen

Von Matthias
Meyer zur Heyde
Bielefeld (WB). Ist der neue Schülersprecher des Berufskollegs für Bekleidungstechnik, Biotechnik, Hauswirtschaft und Soziales ein Neonazi? Diesen Vorwurf erheben die »AntifaschistInnen aus OWL«.

Die Organisation verteilte gestern auf dem Schulhof des Kollegs an der Huberstraße Flugblätter mit Bildern, die den im September gewählten Schülersprecher Alexander F. bei Propaganda-Aktionen und Aufmärschen der ultrarechten Szene zeigen. Diese »versucht seit einiger Zeit immer mehr Einfluss an Schulen zu gewinnen, um dort ihr Gedankengut zu verbreiten und neue Leute zu rekrutieren!«, heißt es auf dem Flugblatt.
»Ich habe sofort Kontakt mit dem Staatsschutz aufgenommen, der mir mitteilte, ein Schulverweis sei erst zu erwägen, sobald verfassungsfeindliche Pamphlete auftauchen«, sagte Schulleiterin Marion Friese-Ruff dem WESTFALEN-BLATT. Solche Schritte gingen ihr ohnehin zu weit. Die Schüler wiederum, die für heute eine Klassenkonferenz einberufen haben, wollten sich von F. nicht vertreten lassen. »Wir überlegen jetzt gemeinsam, welche demokratischen Mittel wir anwenden wollen.«
Bielefelds Schulamtsleiter Georg Müller hatte gestern eine Dienstbesprechung im Berufskolleg, bei der auch der städtische Kriminalpräventive Rat, Thomas Niekamp, zugegen war - es ging um die Gewalt an den sechs Bielefelder Berufskollegs. Das Neonazi-Thema sei nur am Rande besprochen worden, sagte Müller dem WESTFALEN-BLATT. »Bei der Verabschiedung hat mir Frau Friese-Ruff gesagt: ÝDie Schule hat die Sache im GriffÜ.«
Abgesehen von »Schulordnungsmaßnahmen« bei auffälligen (meist gewalttätigen) Schülern habe das zuständige Schulaufsichtsamt in Detmold gegen Alexander F. keine Handhabe, meinte Müller. Er könne den demokratisch legitimierten Gremien am Berufskolleg nur den dringenden Rat geben, schnellstmöglich Neuwahlen anzuberaumen. »So eine Personalie kann sich keine Schule leisten.«
Aus dem Kolleg war gestern zu erfahren, das Lehrerkollegium sei entsetzt gewesen, als man der Flugblätter ansichtig wurde. Der Schülersprecher habe seine neonazistischen Umtriebe verheimlicht - dasselbe gibt auch die Antifa-Gruppe an, die F. vorwirft, nicht nur ein Schreibtischtäter zu sein, sondern wegen des Betriebs einer »verhetzenden Internetseite« auch ein »politischer Aktivist«. F. war einer der Teilnehmer an dem gescheiterten Zug durch Bielefeld am 16. September.

Artikel vom 18.10.2006