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Die Lebensfreude
zurückbringen

Arbeit der Krankenhaus-Seelsorge

Bielefeld (WB/ik). Ihre Arbeit hat viel mit der »Schattenseite« des Lebens zu tun: Die Krankenhaus-Seelsorge berät und begleitet in den Städtischen Kliniken Menschen, denen es seelisch schlecht geht.

Menschen, die vielleicht alle Hoffnung aufgegeben und ihre Lebensfreude verloren haben, Menschen, die dem Tod ins Auge blicken oder einen Angehörigen verloren haben. Hier sind die Mitarbeiter der evangelischen Krankenhaus-Seelsorge als Gesprächspartner da und suchen Gemeinsam mit dem Patienten nach Lösungen, Antworten, Klagen oder Anklagen - mit und ohne Bibel. »Wir sind für alle Menschen da, die uns brauchen«, erklärt Sabine Papies, seit 30 Jahren Seelsorgerin in den Städtischen Kliniken Mitte. Unter denen, die das Gespräch suchen, finden sich oftmals Angestellte, denn die Seelsorger sind auch im Bereich Supervision tätig. »Durch unsere Arbeit entlasten wir die Ärzte«, sagt Sabine Papies. »Wir können uns mehr Zeit für die Angehörigen nehmen, wenn ein Patient verstorben ist.«
Die drei Mitarbeiter der Seelsorge sind Tag und Nacht über ein Notfall-Handy erreichbar - oft werden sie auch vom Personal gerufen. Dennoch entstehen 95 Prozent aller Kontakte auf die Initiative der Seelsorger hin. Eine anstrengende Arbeit: »Mehr als sechs Stunden am Tag ist das nicht durchzuhalten«, erklärt Sabine Papies. »Das Gehörte wirkt lange nach, und man muss sich trotzdem immer neu auf den nächsten Gespächspartner einstellen können.« Dafür werden die Mitarbeiter der evangelischen Seelsorge speziell ausgebildet: Sie alle haben Theologie studiert und verschiedene therapeutische Ausbildungen abgeschlossen. »Es kommt vor allem darauf an, behutsam wahrzunehmen, worüber ein Mensch sprechen will und womit er sich gerade beschäftigt.«
Neben den Einzelgesprächen bietet die Evangelische Krankenhaus-Seelsorge auch Gespächsgruppen für Krankenschwestern und ein Ethikseminar für Ärzte im praktischen Jahr an. Außerdem gestalten die Mitarbeiter jeden Samstagabend den Gottesdienst im Krankenhaus. »Unsere Arbeit beinhaltet viel Trauerarbeit«, erklärt Hubert Matthes von der Seelsorge. »Aber wenn jemand eine schlimme Zeit überstanden hat und wir dazu beitragen konnten, sind das auch sehr schöne Momente.«

Artikel vom 18.10.2006