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Über den Horizont hinausgehen

Zweiter Aktionstag der Voltigierer ein voller Erfolg - Viele verschiedene Workshops

Kreis Minden-Lübbecke (WB). Die Pferde hatten frei. Aber die Voltigierer aus den Turniergruppen des Kreisreiterverbandes wuselten trotz Herbstferien über die Sportanlage an der Gesamtschule Hüllhorst von einem Workshop zum nächsten. 90 Voltigierer zwischen acht und 24 Jahren aus den Vereinen Herzog Wittekind Oberbauerschaft, Bad Oeynhausen, Pr. Ströhen, Wehdem-Oppendorf und Altes Amt Dielingen nahmen am zweiten Herbstferienaktionstag teil.

Trampolin, Yoga, Duo-Kür, Schwungübungen, Hip Hop, rhythmische Sportgymnastik und Ropeskipping standen auf dem Programm. Aus diesen sieben verschiedenen Workshops durften die Sportler drei verschiedene auswählen. Nach einer gemeinsamen Aerobic-Choreografie als Erwärmung ging es in die Workshops, die fanden sowohl in der Dreifachsporthalle, der alten Turnhalle und der Ilexhalle statt. »Wir haben hier ideale Bedingungen vorgefunden und sind besonders dankbar, dass uns die Gemeinde Hüllhorst die Anlage während der Herbstferien kostenlos überlassen hat«, freuten sich Sabine Schnake (RV Herzog Wittekind), Sonja Rohlfing (RV Pr. Ströhen) und Mandy Brettholle (RFV Wehdem-Oppendorf) vom Organisationsteam.
Im Workshop »Duo-Kür« ließ Hans Lovis, Ausbilder von A-Gruppen im niedersächsischen St. Hülfe bei Diepholz, die Teilnehmer erst einmal Ziele aufbauen. »Geht über euren Horizont hinaus. Denkt an neue Übungen. Welche Elemente könnt ihr als Einzelpersonen einbringen«, forderte Hans Lovis die Voltigierer. Ideen sammeln war angesagt. »Jeder Voltigierer muss seinen Teil der Übungen auch selbst beherrschen, sich selber tragen, stützen und sich nicht nur auf den Partner verlassen. Die Zusammenarbeit muss klappen«, so Lovis, der den Voltigierern anspruchsvolle Aufgaben auf hohem Niveau stellte.
»Aufrecht sitzen, Bauch mehr spannen, nah am Gurt abtauchen, schneller«, waren die Kommentare, die die Voltigierer im Workshop »Pflicht-Schwungübungen« am meisten von Antje Döhnert, Trainerin der Leistungsgruppe beim RFV Wehdem-Oppendorf, zu hören bekamen. Am Ende war bei fast allen Voltigierern eine deutliche Verbesserung der Technik zu erkennen. »Daran müsst ihr jetzt zu Hause weiterüben«, gab Antje Döhnert den Teilnehmern mit auf den Weg.
Zur irischen Musik aus »Lord of the Dance« kann man nicht nur steppen, sondern eine komplette Choreografie mit Bällen, Keulen und Bändern erarbeiten. Das erlebten die Sportler im Workshop »Tanz meets Gym« (rhythmische Sportgymnastik). Mit ihrer äußerst motivierenden Art zog Marlies Schmale aus Fabbenstedt die Kinder und Jugendlichen mit. »Stellt euch vor, ihr habt eine Zauberkugel«, fordert Marlies Schmale. Und prompt wird der Ball mit viel mehr Gefühl gerollt. Am Ende des Workshops stand eine fertige Choreografie auch bei den jüngsten Teilnehmern. »Sogar Voltigierer, die auf dem Turnier nicht auf die Musik hören, sind hier plötzlich im Takt«, wundert sich eine Ausbilderin.
Auch eine Halle weiter hört man fetzige Musik. Beim Hip Hop ist wiederum Koordination und Rhythmusgefühl gefragt. Irgendwie wollen die Schritte noch nicht so richtig vom Kopf in die Füße. Was sollen die Arme machen und was die Beine? Fragende Blicke gehen zum Nachbarn. »Probiert selbst. Und jetzt alle zusammen und schneller«, fordert die Referentin, Nicole von der Tanzschule Patsy Hull.
Beim Ropeskipping waren Koordination, Reaktion und Ausdauer gefordert. »Dieses erweiterte Seilspringen - das so genannte Skippen - ist in den USA ganz populär und wird dort auch wettkampfmäßig betrieben«, so Petra Rump, Sportlehrerin aus Espelkamp. »Kopf ausschalten, nicht denken, Bewegung automatisch mitmachen«, motiviert sie die Voltigierer. »Wer die Überkreuzbewegungen beherrscht, hat oftmals auch ein verbessertes Schriftbild«, weiß Petra Rump um die positiven Eigenschaften dieser Sportart. Gesprungen wird nicht nur solo, sondern auch mit Partner, in Dreier-, Vierer- oder Fünfergruppen mit ein oder zwei Seilen. »Die Krönung ist das Double Dutch mit zwei gegeneinander geschlagenen Seilen«, erklärt Petra Rump.
»Heute lernen wir den Salto«, begrüßte Margitta Dobler, Übungsleiterin Breitensport mit Trampolin-Schein aus Porta Westfalica die Teilnehmer am Workshop »Großtrampolin«. Während ungefähr die Hälfte der Voltigierer sofort begeistert war, sah man bei der anderen Hälfte doch skeptische Gesichter. »Am Ende sind dann doch alle gesprungen“, freut sich Margitta Dobler. „Entweder allein oder noch mit Hilfestellung«. Sie und Ortrud Rappe sind ein eingespieltes Team. Das ist wichtig für richtige Hilfestellung. Zunächst einmal galt es aber für die Voltigierer, ein Gefühl für das Gerät und die Rollbewegung zu bekommen. Dazu waren in der Sporthalle unterschiedlichste Stationen aufgebaut. »Gezielt zu springen und eine gute Körperspannung sind die Grundvoraussetzungen«, erklärt Margitta Dobler.
Bei so viel Sport durfte eine Entspannung nicht fehlen. Im Yoga-Workshop bei Ulrike Bosch, der hauptberuflichen Yogalehrerin mit eigenem Studio in Lübbecke, hatten die Teilnehmer Gelegenheit inne zu halten, sich selbst zu beobachten und eine Idee davon zu bekommen, was Yoga ist. »Yoga hat ganz unterschiedliche Facetten. Es gibt viele Yoga-Traditionen. Um wirklich etwas zu spüren, braucht es lange Zeit«, erklärt Ulrike Bosch. Deswegen habe sie heute die konkreten Bedürfnisse der Teilnehmer in den Vordergrund gestellt. Dazu gehörten Körperübungen, die die Voltigierer schon aus ihrer Sportart kennen, außerdem Atemtechniken und Atemübungen. »Ich wollte zeigen, dass Atmung etwas bewirkt. Ich kann den Körper aufrichten und auch entspannen«, erklärt Ulrike Bosch.
Am Ende eines langen Nachmittags bestätigten alle Referenten und das Organisationsteam den Teilnehmern großes Engagement und Disziplin. »Alle wollten. Alle haben konzentriert mitgearbeitet - egal wie alt - und auch noch in der letzten Einheit«, lautete das Fazit.

Artikel vom 18.10.2006