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Orpheus muss schmachten

»Opern.Studio« geht an den Start

Von Uta Jostwerner
Bielefeld (WB). Lang war es im Gespräch, nun geht das neue »Opern.Studio« am kommenden Sonntag, 22. Oktober, mit seiner ersten Produktion an den Start. Im ehemaligen Foyer des zweiten Rangs entstand im Stadttheater eine kleine, variabel einzusetzende Bühne für Experimente, Kinderopern und Repertoire-Entdeckungen.

Was das »TAMzwei« fürs Schauspiel, ist das »Opern.Studio« fürs Musiktheater. »Uns war es wichtig, einen Raum im Stadttheater zu schaffen, einen Ort zum Ausprobieren und mit kurzen Vorlaufzeiten«, sagt Intendant Michael Heicks. Eine flexible Bestuhlung und Bespielung sind garantiert. Eine räumliche Nähe zwischen Publikum und Künstlern ebenfalls. Verbunden damit auch die Hoffnung, Menschen zu berühren (im übertragenen Sinne) und sie für Produktionen im großen Theatersaal zu begeistern. Alles in allem eine Bereicherung fürs Musiktheater und ein Forum für Nachwuchstalente dazu. Denn »auf Dauer ist eine kontinuierliche Partnerschaft mit Gesangsstudenten der Musikhochschule Detmold geplant«, sagt Dramaturg Jón Philipp von Linden.
Aus beiden Funktionen - Studiobühne fürs Stadttheater, Nachwuchsbühne für Studierende - ergab sich die ungewöhnliche Schreibweise mit dem Punkt in der Mitte. »Wir wollten damit eine klare Abgrenzung zu anderen Opernstudios schaffen, die sich rein als Bühne für den Nachwuchs verstehen«, verdeutlicht Kapellmeisterin Carolin Nordmeyer, die für die musikalische Leitung der neuen Experimentierbühne verantwortlich zeichnet.
Die Leitung und künstlerische Betreuung des Opernstudios obliegt Birgit Kronshage. Für die erste Produktion griff die Regieassistentin und Abendspielleiterin auf Claudio Monteverdi, den Urvater der Oper, und seinen Orpheus, den ersten Sänger der Kulturgeschichte, zurück. In »Orpheus oder umdrehen zwecklos« will Kronshage als Regisseurin der männlichen Seele auf den Grund gehen. »Orpheus ist ein Dichter, dem die Frau abhanden gekommen ist. Er kann ohne Frau aber nicht arbeiten. Deshalb schaut er sich nach anderen um und findet dabei lauter Frauen aus den anderen Monteverdi-Opern«, verrät Birgit Kronshage.
Die einstündige Collage bestreiten Kaja Plessing und Lassi Partanen, begleitet von einem kleinen, auf den Raum zugeschnittenen Instrumentalensemble. Die Premiere beginnt um 19.30 Uhr.

Artikel vom 18.10.2006