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USA warnen Nordkorea

Möglicherweise zweiter Atomwaffentest in Vorbereitung

Washington/Pjöngjang (Reuters/dpa). Die Lage spitzt sich zu. Die USA erklärten gestern, einen weiteren Atomwaffentest Nordkoreas nicht hinzunehmen. Dies werde als kriegerischer Akt bewertet. Pjöngjang drohte mit Blick auf die UN-Sanktionen, jedes Land mit »gnadenlosen Schlägen« zu bestrafen, das das Existenzrecht Nordkoreas bedrohe.

Nordkorea trifft Medienberichten zufolge möglicherweise Vorbereitungen für einen zweiten Nuklearwaffentest. US-Spionagesatelliten hätten Aktivitäten von Menschen und verdächtig wirkenden Fahrzeugen in der Nähe jenes Gebiets ausgemacht, in dem Nordkorea vor einer Woche einen unterirdischen Atomtest unternommen hat, den US-Geheimdienste mittlerweile bestätigt haben.
Der russische Ministerpräsident Michail Fradkow rief Nordkorea ebenfalls auf, keinen weiteren Atomwaffentest zu unternehmen. Falls Nordkorea einen zweiten Nukleartest durchführt, werde das die Situation weiter verschärfen.
Die EU hat den Iran und Nordkorea zum Stopp ihrer Atomprogramme aufgefordert. Die Außenminister der 25 EU-Staaten zeigten sich gestern in Luxemburg besorgt über die wachsende Gefahr der Weiterverbreitung von Atomwaffentechnik. Trotz Beratungen über UN-Sanktionen gegen den Iran bekräftigte die EU ihre Bereitschaft, mit Teheran über Zusammenarbeit bei der friedlichen Nutzung von Atomenergie zu verhandeln. Nordkorea wurde aufgefordert, auf weitere Atomtests zu verzichten.
Die EU habe »keine andere Wahl«, als im UN-Sicherheitsrat Beratungen über Sanktionen zu unterstützen, heißt es in einer Erklärung der Minister. Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier sagte, das Angebot der EU zur Zusammenarbeit mit Teheran bleibe auf dem Tisch. Er rechne damit, dass UN-Sanktionen »vermutlich demnächst« beschlossen würden. Allerdings sei er sicher, »dass die Sanktionen so kalibriert werden, dass tatsächlich der Rückweg in Verhandlungen auch nach wie vor offen ist«.
Die internationale Gemeinschaft werde »sehr hart arbeiten, damit sich Massenvernichtungswaffen nicht weiter in der Welt ausbreiten«, sagte EU-Chefdiplomat Javier Solana. Der Atomtest Nordkoreas »verstärkt die Isolation Nordkoreas und trägt nicht dazu bei, die elende Lage des nordkoreanischen Volks zu verbessern«, heißt es in einer Erklärung der Minister. Die EU werde die vom UN-Sicherheitsrat ermöglichten Sanktionen »voll umsetzen«.
Die Beratungen über das weitere Vorgehen im Konflikt mit dem Iran bekämen »natürlich besondere Brisanz durch die Ereignisse in Nordkorea«, sagte Steinmeier. Ein erneuter Atomtest wäre »eine nicht hinnehmbare Provokation«.
Nordkorea hat die UN-Sanktionen offiziell als Kriegserklärung bezeichnet. Die vom Sicherheitsrat der Vereinten Nationen beschlossenen Strafmaßnahmen basierten auf dem Wunsch der USA, das sozialistische System koreanischen Stils zu zerstören. »Die Demokratische Volksrepublik Korea will Frieden, aber sie hat keine Angst vor Krieg. Sie will Dialog, ist aber jederzeit zur Konfrontation bereit.« Die USA würden gut beraten sein, Nordkorea nicht falsch einzuschätzen.
Seite 4: Leitartikel

Artikel vom 18.10.2006