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Strom und Gas wichtiger als Wasser

Strategiewechsel: RWE gibt britische Tochter Thames Water für 11,9 Milliarden Euro ab

Essen/London (dpa). Der Essener RWE-Konzern verkauft nach monatelangen Verhandlungen seine britische Tochter Thames Water für umgerechnet 11,9 Milliarden Euro an ein Konsortium unter der Führung der australischen Bank Macquarie. Mit der Trennung vom größten britischen Wasserversorger setzt RWE die Konzentration auf das lukrative Geschäft mit Strom und Gas fort.

Der zweitgrößte Energieversorger Deutschlands erwartet aus dem Geschäft einen Buchgewinn mindestens in Höhe eines mittleren dreistelligen Millionen Euro Betrags, teilte das Unternehmen mit. Nach dem Verkauf von Thames Water wolle man sich an der Konsolidierung der europäischen Versorgerbranche beteiligen. Denkbar seien Zukäufe von kleinen bis mittelgroßen Firmen, um das Kerngeschäft abzurunden, sagte eine Sprecherin in Essen.
Das Konsortium mit dem Namen Kemble Water zahlt den Angaben zufolge einen Kaufpreis von 7,2 Milliarden Euro und übernimmt 4,7 Milliarden Euro an Schulden. Die Essener hatten Thames Water im Jahr 2000 einschließlich Schulden in Höhe von 4,1 Milliarden Euro für 11,2 Milliarden Euro übernommen.
Offen ist noch die Zustimmung des RWE-Aufsichtsrats, der am Wochenende tagen wird, sowie der zuständigen Kartellbehörden. RWE rechnet mit dem Abschluss der Transaktion bis Anfang Dezember. Macquarie wird nach eigenen Angaben einen Anteil von 11 Prozent an Thames Water übernehmen, der Rest verteilt sich auf die übrigen Investoren.
RWE-Chef Harry Roels hatte den Verkauf von Thames Water im November angekündigt und seitdem mit einer Reihe von Investoren verhandelt. Für die ebenfalls geplante Trennung von der US-Tochter American Water ist dagegen ein Börsengang vorgesehen. Die Vorbereitungen laufen. RWE hatte American Water für 8,7 Milliarden Euro gekauft.
Die von Harry Roels eingeleitete Trennung vom Wassergeschäft ist Teil eines Strategiewechsels. Künftig will sich RWE vor allem auf das Geschäft mit Strom und Gas konzentrieren. Von seiner Umweltsparte hatte sich das Unternehmen bereits zuvor getrennt.
RWE plant milliardenschwere Investitionen in sein Energiegeschäft. Erst in dieser Woche hatte der Konzern in Zeitungsanzeigen Investitionen von 11 Milliarden Euro bis zum Jahr 2012 angekündigt. Durch den Ausstieg aus dem Wassergeschäft erhöht sich der finanzielle Spielraum. »Ohne den geplanten Verkauf würden fast 40 Cent von jedem Euro, der uns für Investitionen zur Verfügung steht, in das Wassergeschäft nach London und in die USA fließen«, hatte Roels im Frühjahr gesagt.

Artikel vom 18.10.2006