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Auf haltenden
Zug gefahren

Eine Tote nach U-Bahn-Unfall in Rom

Rom (dpa). Beim Zusammenstoß zweier U-Bahn-Züge in Rom ist gestern eine Frau ums Leben gekommen.

Mindestens 137 weitere Menschen seien verletzt worden, einige von ihnen schwer, hieß es. Ein mit Pendlern vollbesetzter Zug der Linie A war im morgendlichen Berufsverkehr im Bahnhof »Vittorio Emanuele« mit hoher Geschwindigkeit auf einen haltenden Zug gerast.
Ersten Ermittlungen zufolge war dem Zugführer kurz zuvor vom Kontrollzentrum ausdrücklich erlaubt worden, trotz eines Haltesignals die Fahrt mit geringer Geschwindigkeit fortzusetzen.
»Ich sah ein rotes Warnsignal. Doch wir fuhren sehr schnell in den Bahnhof ein«, berichtete ein Augenzeuge. Es war das schwerste U-Bahn-Unglück in der italienischen Hauptstadt seit vielen Jahren. Zeitweise war gestern von 200 Verletzten die Rede gewesen. In einer offiziellen Bilanz sprach die Präfektur von fünf Schwerverletzten.
Erst am Morgen hatte die Zeitung »La Repubblica« über die schlechte Sicherheit der beiden römischen U-Bahn-Linien berichtet: Demnach seien viele Züge seit 25 Jahren nicht gründlich kontrolliert worden.
Ein Experte riet dringend zu einer eingehenden Sicherheitsprüfung. Es sei bereits häufiger zu technischen Schäden und Ausfällen gekommen.
Wie die italienische Nachrichtenagentur Ansa berichtete, hätte der Zugführer mit einer Geschwindigkeit von höchstens 15 Kilometern pro Stunde die Metrostation einfahren dürfen. Eine solche Prozedur werde mitunter trotz Warnsignals bei dichtem Verkehr erlaubt, um den Verkehr zu beschleunigen, hieß es.
Am Unfallort herrschte indes ein Bild des Grauens: Viele Passagiere konnten sich blutüberströmt aus eigener Kraft ins Freie retten. »Plötzlich hörten wir verzweifelte Schreie, und eine Menschenmasse strömte aus der Metro-Station«, erzählte eine Frau. Vor dem Eingang zur Metrostation behandelten Rettungskräfte viele Verletzte. Zahlreiche Menschen wurden in Krankenhäuser gebracht.
Die orangefarbenen Züge hatten sich bei der heftigen Kollision ineinander verkeilt. Der Feuerwehr gelang es dennoch sehr schnell, eingeklemmte Passagiere zu befreien. »Als ich die Augen wieder öffnete, waren überall Verletzte und Blut, viele weinten«, berichtete eine Passagierin.
»Bei dem Aufprall sind wir alle auf den Boden gefallen, einer über den anderen, und die Wand brach ein«, sagte eine weinende Frau, die sich an den Beinen verletzt hatte. »Andere Menschen wurden ohnmächtig, als sie die blutenden Passagiere sahen«, berichtete ein Feuerwehrmann. Die Behörden eröffneten unterdessen ein Ermittlungsverfahren.
In der italienischen Hauptstadt gibt es zwei Metro-Linien - A und B -, die sich in der Stazione Termini im Zentrum kreuzen. Die »Metropolitana« gilt als pünktlich und verlässlich. Die Linie A ist seit dem Jahr 1980 in Betrieb und 14,5 Kilometer lang.

Artikel vom 18.10.2006