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Ballast aus der
Vergangenheit

Christian Görlitz zeigt Psychothriller

ARD, 20.15 Uhr: Grüne Weiden, Kühe, ab und zu ein Bauernhof - die norddeutsche Tiefebene ist nicht sehr abwechslungsreich. Und genau da spielt der Psychothriller »Mutterglück« mit Jürgen Vogel und Viktorija Malektorovych, den Christian Görlitz eindrucksvoll und spannend inszeniert hat.

Der Alltag des Bauern Joachim Tietze (Vogel) ist von entbehrungsreicher Arbeit geprägt, bis er eines Tages in Gestalt der jungen Ana (Malektorovych) eine Partnerin findet. Das Glück wird perfekt, als Ana ihm nach der Hochzeit verkündet, sie sei schwanger.
Nur am Rande kümmert sich Joachim um die Vergangenheit seiner Ana, der im jugoslawischen Bürgerkrieg viel Leid zugefügt worden ist. Das Schicksal hat ihr auch später übel mitgespielt, denn Ana hat Joachim erzählt, ihr erster Mann und die kleine Tochter seien bei einem Wohnungsbrand ums Leben gekommen. Umso größer ist seine und auch ihre Bestürzung, als Anas Sohn Nikolas bald darauf hinter dem Haus beim Angeln ertrinkt. Nach einer Phase der Trauer findet das Paar neue Zuversicht, doch dann treten plötzlich Ungereimtheiten in Anas Darstellung ihrer Vergangenheit auf.
Ein Mann taucht auf, der Joachim glaubhaft versichern kann, Anas rechtmäßiger Ehemann und der Vater der toten Tochter zu sein. Irritiert stellt Joachim Ana zur Rede, doch als sie gesteht, die Wohnungsbrandgeschichte zu ihrem Selbstschutz erfunden zu haben, verzeiht er ihr. Kaum sind der Alltag und die Freude über die baldige Geburt ihres ersten gemeinsamen Kindes zurückgekehrt, gelingt es Anas erstem Mann erneut, Zwietracht zu säen. Nun behauptet er, Ana habe die kleine Tochter und auch Nikolas eigenhändig umgebracht. Und bald muss sich auch Joachim Tötungsabsichten seiner Frau erwehren.
Viktorija Malektorovych, 1972 in der Ukraine geboren, liefert mit »Mutterglück« ihren Einstand im deutschen Fernsehen. »Dieser Film gibt mir die Chance, einmal eine ganz andere Rolle zu spielen, als ich üblicherweise, vor allem in meinem Heimatland angeboten bekomme«, sagt die Schauspielerin. In der Ukraine habe sie vor allem Karrierefrauen, ob Journalistin oder Polizistin, gespielt. Auch eine Prostituierte findet sich in ihrem Repertoire. Malektorovych sagt, Ana handele nicht aus Bosheit oder Gemeinheit. Alles basiere auf den inneren Verletzungen, ihrer Traumatisierung aus den Zeiten des Bürgerkriegs.
Für Jürgen Vogel ist »Mutterglück« deswegen ein ungewöhnlicher Film, weil er darin einen introvertierten Menschen darstelle. »So einen Charakter habe ich noch nie gespielt«, sagt der 38-Jährige. »Mutterglück« spielt auch zu Hause in Hamburg eine Rolle: Mit seiner Frau Madeleine Sommerfeld hat er vier Kinder.

Artikel vom 18.10.2006