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Wohnquartiere für alle
Gruppen attraktiv halten

Bielefeld will im Wettbewerb der Städte bestehen

Von Burgit Hörttrich
Bielefeld (WB). »Der demographische Wandel ist kein Schreckgespenst, sondern eine Chance«, meint Planungsdezernent Gregor Moss. Eine Chance allerdings, die man nutzen müsse, um im »Wettbewerb der Städte« bestehen zu können. »Kinder, Familie, Nachbarschaft« - so lautet das Thema eines zweitägigen Kongresses in der Stadthalle zur »Kooperativen Stadtentwicklung«.

230 Teilnehmer folgten der Einladung von BGW (Bielefelder Wohnungsgesellschaft), Stadt und Wohnungswirtschaft OWL, darunter Armin Laschet, NRW-Minister für Generationen, Familie, Frauen und Integration, Professor Dr. Klaus Hurrelmann, Reinhard Bütikofer, Bundesvorsitzender der Grünen, und Zukunftswissenschaftler Prof. Dr. Horst Opaschowski.
Basis für eine »vernünftige Stadtentwicklung« sei die Zusammenarbeit von Wohnungswirtschaft und Kommune, sagte Moss. Thorsten Kleinebekel, Vorsitzender der Wohnungswirtschaft OWL, betonte, dass die 30 Wohnungsunternehmen und Genossenschaften der Region im letzten Jahr 83,5 Millionen Euro in Neubau und Bestandsentwicklung investiert hätten. Ziel der meisten Menschen sei es, auch im Alter in den eigenen vier Wänden wohnen bleiben zu können. Die BGW reagiere darauf mit Projekten wie dem Senioren-Servicewohnen, aber auch mit dem Bau barrierefreier Wohnungen, führte BGW-Geschäftsführer Norbert Müller aus. Wichtig für die Lebensqualität seien aber auch die Nachbarschaftshilfe und ehrenamtliche Unterstützung. Alexander Rychter, Bundesgeschäftsführer des Verbandes freier Wohnungsunternehmen: »Das muss nicht immer große Würfe sein, auch kleine quartierbezogene Projekte tun es.«
Allerdings sollen keine »Seniorenviertel« entstehen. In Bielefeld bemühe man sich, innerstädtische Wohnquartiere für junge Familien attraktiv zu machen und Familienzentren zu etablieren, meinte Moss: »Nicht nach dem Gießkannenprinzip, sondern nach Bedarf.« Zunächst würden drei dieser Familienzentren in bestehenden Kindertagesstätten eröffnet. Von den 166 Bielefelder Kitas hatten sich 33 darum beworben, Familienzentrum zu werden; die ersten, die nach Vorstellung der Landesregierung auf Bedürfnisse von Familien zugeschnitten werden, sind die Kitas »Nordpark«, »Weltweit« und »Wirbelwind«.
Die BGW, aber auch andere lokale Wohnungsunternehmen seien daran interessiert, bei einem Verkauf der Landesentwicklungsgesellschaft deren 1300 Wohnungen in Bielefeld zu erwerben, sagte Müller. Damit wolle man verhindern, dass der Bestand an einen global tätigen »Wohnungshändler« fällt, der »in Wohnungen nur ein reines Wirtschaftsgut« sehe.
Moss betonte, Wohnungsunternehmen und Oberbürgermeister hätten bereits an das Land appelliert, die 110 000 LEG-Wohnungen landesweit nicht an einen Global Player zu veräußern. Man vefolge das Ziel, die Sozialstruktur in den Siedlungen zu erhalten und auch weiterhin sorgfältig auf die Belegung zu achten.

Artikel vom 19.10.2006