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HSV setzt auf die Kämpfer

Nach der Pleite in Porto: Vorstand steht weiter zu Doll

Porto (dpa). Dem Offenbarungseid auf dem Platz folgte die kollektive Ratlosigkeit: Präsident Bernd Hoffmann schlug die Hände vors Gesicht, Trainer Thomas Dolls Miene war versteinert, und die Profis des Hamburger SV schlichen wie geprügelte Hunde in den Mannschaftsbus.

Das 1:4 (0:2) beim FC Porto in der Champions League war der Tiefpunkt der jungen Saison und bedeutet zur Halbzeit der Gruppenphase mit null Punkten praktisch das Aus in der Königsklasse. »Wir hatten alle einen Traum von der Champions League, den haben wir leichtfertig preisgegeben«, gab Doll zu und betonte, auf keinen Fall freiwillig die Bank zu räumen.
»Es geht nicht um mich. Wenn ich das Gefühl habe, es läuft nicht mehr, sage ich Danke, das war's, ich hatte zwei schöne Jahre. Aber der Punkt ist noch nicht gekommen«, betonte Doll, der in einer heißblütigen Rede keine Anzeichen von Ermüdung erkennen ließ. »Der Verein liegt mir sehr am Herzen, und ich sehe, mit wie viel Herzblut der Vorstand arbeitet. Ich werde nicht den Kopf hängen lassen. Im Gegenteil, ich werde vorweg marschieren, damit wir in Leverkusen gewinnen«, kündigte er nach 14 sieglosen Partien und der höchsten internationalen Niederlage des HSV seit 26 Jahren an.
Hoffmann wiederholte auch nach der Demütigung durch den Champions-League-Sieger von 2004, dass er keine Kritik an Doll zulasse: »Er ist ein Riesen-Trainertalent, das jetzt auch mit Rückschlägen fertig werden muss.« Gemeinsam werde man aus diesem Tal herauskommen: »Es gibt Kämpfer in der Mannschaft, beim Trainerteam und im Vorstand.«
Nur wie, das ist allen ein großes Rätsel. Nach langen Gesprächen in den vergangenen Wochen scheinen die Mittel ausgereizt. »Wir sehen, dass die Mannschaft gelitten hat, jetzt müssen wir ihr nicht unbedingt weitere Nackenschläge verpassen«, meinte Sportchef Dietmar Beiersdorfer zu einer härteren Gangart. Zwar hoffen alle auf ein großes Comeback von Kapitän Rafael van der Vaart in Leverkusen, doch mit dem Ausfall von Raphael Wicky wird das Lager der Verletzten nicht kleiner.
Verzweiflung sprach aus den Worten von Piotr Trochowski, der mit seinem Tor (89.) als einer der wenigen bis zum Schluss Charakter zeigte. »Mir fällt auch nichts mehr ein, wir haben alles probiert. Ich denke, es wäre jetzt der größte Fehler, den Trainer zu wechseln.«

Artikel vom 19.10.2006